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Stader starten stilvoll ins neue Jahr

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Das TAGEBLATT hat sich umgesehen. Das Restaurant auf der Museumsinsel in Stade hat sich herausgeputzt. Wirt Heiko Fillsack lädt zu einem Fünf-Gänge-Menü in sein Haus, das sich im Ambiente der goldenen 20er-Jahre präsentiert. Die Feier beginnt hier bereits um 18 Uhr. 30 Paare sind gekommen und nehmen an den festlich gedeckten Tischen Platz. Leise Gespräche und zaghaftes Gläserklirren sind zu hören.

„Das ist ein schöner Ort zum Ausgehen“, findet Martin Burrichter und blickt in Richtung seiner Frau Beate, die ihm gegenüber sitzt. Sie hatte schon über Weihnachten die Familie zu Besuch und genießt es, heute nicht selbst kochen zu müssen. Ihre Tochter hat im Sommer geheiratet und in dem Traditionslokal ein rauschendes Fest gefeiert: „Wir bleiben der Insel treu.“ Später, auf dem Heimweg, möchte sich das Ehepaar das Feuerwerk über der Altstadt ansehen.

Für den Gastgeber ist die Silvesternacht ein Arbeitstag wie jeder andere auch: „Für uns ist das Standard“, erklärt Heiko Fillsack. Insgesamt sechs Mitarbeiter kümmern sich um die 60 Besucher. Auszubildende Amanda Kurkowski serviert gerade die Getränke. „Wir haben ein bisschen Bammel“, gesteht der Gastronom und blickt an die Decke.

Das nach einem Brand 1993 wiederaufgebaute Bauernhaus von der Geest ist mit Reet gedeckt. Der Funken einer Rakete oder ein fehlgeleiteter Böller können einen Brand auslösen. Die Regenschauer am Nachmittag haben dafür gesorgt, dass die Halme nass und damit nur schwer entflammbar sind. Zur Sicherheit ist eine Brandwache im Einsatz. „Es wird nichts passieren“, hofft der Wirt am Abend. Er soll Recht behalten. Die Nacht bleibt ruhig, das Restaurant unversehrt.

Wenige hundert Meter Luftlinie entfernt unternehmen die Stader seit 21 Uhr eine weitere Zeitreise ins frühe 20. Jahrhundert. „Step, step, stop“, ruft Sängerin und Artistin Dagmar Cohnen von der Bühne herunter. Die 100 Gäste in der Seminarturnhalle hören aufmerksam zu. Bevor die Party mit der Swing-Band „Ballroom Buskers“ losgeht, bringen die Musiker den Besuchern das Tanzen bei. Der einstündige Kurs ist im Preis inklusive, die Feier war Wochen im Voraus ausverkauft. Die Profis aus Hamburg führen die Grundschritte vor, ihre Schüler im Saal machen sie nach. Gar nicht so einfach, immer den Überblick zu behalten. Hin und wieder genehmigen sich einige Paare eine Verschnaufpause oder ordern erfrischende Getränke an der Bar. „Wenn wir es noch langsamer machen, wird das Blues“, frotzelt Tanzlehrer Martin Bierschenk. Wenige Augenblicke später zeigt er sich mit den Fortschritten der Gäste zufrieden: „Soweit wir das von hier oben sehen können, funktioniert das bei Ihnen allen. Nach 20 Minuten können Sie schon Swing tanzen, ich habe dafür länger gebraucht.“

Um die 30er- und 40er-Jahre stilecht aufleben zu lassen, hat das Team der Seminarturnhalle um den künstlerischen Leiter Peter Kühn in der Nacht zu Donnerstag glitzernde Kronleuchter an der Decke montiert. „Um Mitternacht gibt es dann den traditionellen Berliner“, verrät der Regisseur, der das Treiben vom Eingang aus beobachtet. Im schicken Abendkleid oder edlen Zwirn gleiten die Besucher übers Parkett. Ein paar Herren zeigen ihre Hosenträger über dem weißen Hemd. Vor 80 Jahren entsprach das dem Kleidungsstil in feineren Kreisen. Der Abend mit historischem Motto und in geschlossener Gesellschaft verbindet die Generationen. Zwei junge Damen haben sich besonders ausstaffiert – mit Handschuhen und Kopfschmuck. Sie kennen das Kulturhaus von anderen Veranstaltungen, feiern hier aber zum ersten Mal Silvester. „Meine Mama und meine Tante sind auch hier“, erzählt Rosina Ludlage.

„Das Swing-Tanzen ist cool“, findet ihre Begleiterin, Sarina Langebeck. „Aber du darfst nicht so genau hingucken, sonst kommst du durcheinander.“ Nach dem Crashkurs spielt die Band – und die Gäste zeigen, was sie gelernt haben. Bis zum frühen Freitagmorgen läuft die Party, während draußen Raketen und Böller einen gleichsam farbenprächtigen wie lauten Start ins neue Jahr einläuten.

In Buxtehude stiegen die großen Silvesterfeiern im Kulturforum am Hafen, wo Präsident Dieter Klar als DJ „MC Dide“ selbst auflegt und in der Diskothek Freudenhaus, wo DJ „Skywalk“ alias Jörg Müller das Partyvolk zum Tanzen bringt.


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