Hunderte Kinder und ihre Eltern durchstöberten das große Angebot in den Foyers. Bei Möbel Jähnichen war schnell ein Trend erkennbar. Während die Mädchen die Ranzen mit glitzernden Pferdemotiven bestaunten, wandten sich die Jungen den Taschen mit großen Traktoren und Polizeiwagen zu. Ein Trend, den Verkäuferin Anne Michaelis vom Traditionsgeschäft Koffer Umlandt, das die Messe in Stade ausrichtete, bestätigte. „Er muss den Kindern gefallen“, nannte sie ein entscheidendes Kriterium für die Auswahl des richtigen Modells. Mit geschultem Blick stand die Fachfrau den Besuchern zur Seite.
Ausgehend von den individuellen Maßen des Kindes fand Anne Michaelis den passenden Rucksack. Je nachdem, ob der Schulanfänger schmale oder breite Schultern hatte, suchte sie eine Tasche, die in des Wortes wahrer Bedeutung tragbar ist. Dabei achtete die Expertin vor allem auf Größe und Gewicht des Ranzens. „Er muss ordentlich am Rücken sitzen“, erklärte sie und gab den Eltern eine Faustregel mit auf den Weg: Mama und Papa sollten darauf achten, dass der Tornister nicht über Kopf oder Po hinausragt und die Verschlüsse für die Kleinen leicht zu öffnen sind.
Mit Rollen ausgestattete Taschen, die Mädchen und Jungen wie Trolleys hinter sich herziehen, konnten sich in der Unterelbe-Region übrigens bislang kaum durchsetzen. „Hier im Norden ist das überhaupt nicht aktuell“, berichtete Anne Michaelis. Ohnehin hält sie diese Produkte für wenig empfehlenswert, weil stets eine Schulter „einseitig belastet“ wird. Die Gäste der dritten Schulranzenmesse bei Möbel Jähnichen hatten indes nur Augen für eher klassisch gehaltene Rucksäcke, die allerdings mit allerhand leuchtendbunten Designs aufwarteten.
Tamme Heins hatte sich schon auf eine Tasche mit Flugzeugbildern gefreut, doch das Modell war vergriffen. Nun blieb der Fünfjährige vor einem Ranzen mit Polizeiauto und Hubschraubern stehen. „Der ist schon besser“, befand der junge Stader und setzte den Tornister sogleich auf. Mutter Franziska wollte noch den Brustgurt schließen, da entfuhr ihrem Sohn bereits der entscheidende Satz: „Den behalte ich.“ Damit konnten beide leben – mit Reflektoren und Blinklicht ausgestattet, ist der Rucksack nämlich ein sicherer Begleiter auf dem Schulweg.
Bei Florian Strunk dauerte das Anprobieren ein wenig länger. Ein in Grüntönen gehaltener Ranzen mit Fußballmotiven hatte es dem Fünfjährigen angetan. „Bei ihm geht es nur nach dem Muster“, gestand Mutter Nadine und betonte: „Mir ist wichtig, dass die Tasche nicht zu groß ist, damit er nicht mit dem ganzen Kram umkippt.“ Vor allem aber robust und langlebig müsse der Tornister sein: „Er soll ihn ja vier Jahre tragen.“ Deshalb kamen für die Himmelpfortenerin nur Markenprodukte in Frage. Sportbeutel und Federmäppchen waren dort häufig inklusive.
„Gut, dass wir zur Schulranzen-Messe gekommen sind“, sagte Jennifer Hamm, die sich in Beckdorf umschaute. „Ohne den Rat der Ergotherapeutin hätten wir den falschen Ranzen gekauft.“ Einen viel zu kleinen für ihre hochgewachsene Tochter Theresa, die im Sommer eingeschult wird. Die musste erst die Enttäuschung verdauen, dass der Ranzen mit den Pferde-Motiven für ihren Rücken nicht geeignet ist. Schließlich fand sie mit ihrer Mutter ein gut sitzendes Exemplar, das ihr ebenfalls sehr gefiel.
„Die Familie hat sich richtig entschieden“, sagte Jeanette Teerling-Rode, Mitveranstalterin der Schulranzen-Messe im Autohaus Meyer. Den Eltern käme es zunehmend auf die rückenschonende Passform an. Vorbei die Zeiten, wo es hauptsächlich ums Design ging. Trotzdem gab es auch in Beckdorf heiße Favoriten: Der Trend bei den Jungen geht zu immer dunkleren Farbtönen und sie fanden insbesondere den Galaxy-Ranzen von Ergobag mit Weltraum-Motiven überirdisch toll. Dagegen hatten die meisten Mädchen einen ähnlichen Geschmack wie Theresa: Sie wollten Pferde auf ihren neuen Ranzen sehen.
Für Entspannung nach dem anstrengenden Shoppingbummel sorgte auf der Stader Messe das Unterhaltungsprogramm, moderiert vom pensionierten Lehrer und heutigen Veranstaltungsmanager Dirk Ludewig. Höhepunkt war ein Auftritt der Balletttänzerinnen des TVG Drochtersen, die das Publikum in malerischen Kleidern und mit anmutigen Bewegungen in ihren Bann zogen.