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Wünsche der Haddorfer Jugend

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Die Heranwachsenden erzählen den Journalisten, was ihnen in der Ortschaft am besten gefällt und welche Wünsche sie haben. Einige Punkte stehen bereits auf der Agenda der Lokalpolitik.

„Ich möchte, dass nicht so viel kaputtgemacht wird“, sagt Viktoria (10). In den Osterferien warfen Unbekannte wieder Flaschen und Eier gegen das Schulgebäude. Auf den Spielplätzen liegen oft Scherben und Müll. Gerade erst zogen Sprayer eine Schneise der Verwüstung durch das Dorf. Sie beschmierten Schilder und Kennzeichen, machten auch vor dem Eingang des nahen Einkaufszentrums Marktkauf und einem Verkaufsstand von Gut Kuhla nicht Halt. Einige schwarze Hakenkreuze sind im Ort noch immer sichtbar. Die Polizei geht von einem Dumme-Jungen-Streich aus. Einen politischen Hintergrund sehen sie bei den jüngsten Taten nicht, erklärt der Sprecher der Stader Inspektion, Hauptkommissar Rainer Bohmbach, auf Nachfrage.

„Zum Glück zerschmettern sie nicht mehr so viele Solarzellen“, sagt Linus (10). Die Schule wurde immer wieder Opfer von Vandalismus. Die Übeltäter brachen in den Schuppen des Hausmeisters ein und klauten Benzin. „Fast jedes Wochenende“ gab es Ärger, berichtet Direktor Hartwig Faby. Seit Überwachungskameras und Bewegungsmelder das Häuschen sichern, ist es ruhiger geworden. Auf dem Fußballplatz klauten Rabauken die Netze und zerbeulten die Pfosten. Die neuen Tore und Netze, die der Ortsrat auf Wunsch der Mädchen und Jungen installieren ließ, seien robuster, erklärt Politiker Erich Haupt den Kleinen.

Ihren Schulhof mit dem großen Klettergerüst haben die Mädchen und Jungen gern. Aber wenn sie nachmittags dort Verstecken spielen wollen, gibt es Stress mit älteren Jugendlichen, berichten die Kinder, die sich dann dort nicht mehr wohl und sicher fühlen. Eigentlich ist das Gelände abgeschlossen, damit die Halbstarken nicht mit ihren Motorrollern umherfahren. Aber sie klettern über den Zaun, erzählen die Grundschüler. Dann heißt es auch schon mal: „Hier sind wir – haut ab.“ Sogar zum Skateplatz oder ins Jugendhaus trauen die Erst- bis Viertklässler sich nicht mehr hin, sagen sie. Der Leiter der Bildungsstätte, Hartwig Faby, sagt: „Das wollen wir auf keinen Fall.“ Seine Schützlinge sollen sich überall im Dorf angstfrei bewegen können. Wenn es Probleme gibt, helfen die Betreuer dort weiter – darauf weist Bürgermeister Torsten Schmidt hin, der ebenfalls beim TAGEBLATT-Stand vorbeiguckt.

Dass die Diebe auch die Remise des Heimatvereins in der Widderstraße aufsuchen, beunruhigt Phil (11). Der Junge spielt gerne auf der Wiese vor dem Gebäude unter den alten Eichen. Alexis (10) hält sich gerne im Haddorfer Wald und auf den Spielplätzen auf. Doch leider werden immer wieder Geräte angekokelt oder zerstört. Im Winter ist die Sandkuhle ein beliebter Ort beim Haddorfer Nachwuchs – mit den Schlitten den Abhang hinuntersausen, das macht Maja (10) großen Spaß. Allerdings liegen auch dort Einkaufswagen und Fahrräder herum. Im Sommer klettert sie gerne auf die Bäume: „Ich finde es schön, die Vögel zwitschern zu hören.“ Den Beachvolleyball-Platz nutzen die Kinder ebenfalls gerne. Einige kommen nachmittags zum Tennisspielen beim Tennisclub vorbei. Der Verein kooperiert im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft mit der Schule. So lernen die Kinder den Sport schon einmal kennen.

In den Ferien gehen sie ins Jugendhaus. Die Schüler wünschen sich allerdings mehr Angebote im Anschluss an den Unterricht. Zurzeit habe die Einrichtung nur an vier Tagen geöffnet und selbst die angeschlagenen Zeiten würden nicht immer eingehalten. „Es muss auch Programm rüberkommen“, fordert Schulleiter Hartwig Faby. Freitags fehlt ein vernünftiges Angebot, moniert Bürgermeister Torsten Schmidt. Dass die Stadtverwaltung den im Ort anerkannten und erfolgreich tätigen Streetworker Viktor Henze nicht mehr weiterbeschäftigen wollte, „sehen wir mit traurigen Augen“, ist er sich mit seinem Stellvertreter Hermann Müller einig.


Widerstand gegen Sanierung des Stader Weges

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Die städtische Straßenausbaubeitragssatzung sieht vor, dass 75 Prozent der Baukosten auf die Anwohner umgelegt werden. Mit knapp neun Euro je Quadratmeter Grundstück würden sie nach derzeitigem Stand bei Beginn der Baumaßnahme zur Kasse gebeten. Vorsichtig formuliert: Nicht alle Betroffenen zeigen Verständnis.

50 Anwohner sind in der vergangenen Woche ins Dorfgemeinschaftshaus gekommen, wo Verwaltungsvertreter zwei Entwürfe für die künftige Straße vorstellen. Variante A sieht eine 4,75 Meter breite Fahrbahn mit einem separaten Fußweg (1,75 Meter) und eine Begrenzung der Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer vor. Variante B ist eine sogenannte Mischverkehrsfläche mit einer 5,55 Meter breiten Fahrbahn ohne Fußweg. Hier wären sowohl Tempo-30 als auch eine sogenannte Spielstraße (Schrittgeschwindigkeit) denkbar. Beide Varianten beinhalten Parkflächen, Mittelinseln zum Wenden und andere Elemente der Verkehrsberuhigung. Die Kosten halten sich die Waage und belaufen sich jeweils auf rund 345 000 Euro. Im Zuge der Bauarbeiten werden außerdem Schmutzwasser- und Regenwasserkanäle gelegt.

Nachdem Gerd Allers, Leiter der städtischen Abteilung Tiefbau, die Pläne vorgestellt hat, wünscht sich Stadtbaurat Lars Kolk ein Stimmungsbild. „Ganz gleich, ob sie A oder B bevorzugen, wir werden das wohlwollend prüfen und an den Rat herantragen“, sagt er und eröffnet die Diskussion, die in Sachen Straßengestaltung aber ergebnislos bleibt. „Leider können wir offenbar unter den Anwohnern keine Einigkeit erzielen“, fasst Anwohner Kurt Schütz das Dilemma zusammen. Immerhin: Eine Tendenz hin zur Spielstraße ist herauszuhören – um die gefährliche Raserei zu unterbinden. Meist geht es sachlich, teils hitzig zu. Der mitunter harsche Ton des Stadtbaurats missfällt den Betroffenen. Kolk bemüht sich, Verständnis für deren Nöte aufzubringen, stellt aber unmissverständlich klar, dass es „hier und jetzt nicht um die Diskussion von Einzelschicksalen gehen kann“. Er sichert allen Anwesenden zu, dass im Nachgang jeder Einzelne das Gehör der Verwaltung finden werde und dass geprüft werde, was sie an Wünschen und Kritik äußern. Gleichwohl stehe fest: „Die Entscheidung trifft die Politik.“ Und: „Wir werden nicht jeden rundum zufriedenstellen können.“ Dass der Stader Weg sanierungsbedürftig ist, ist unstrittig. Das ist so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner zwischen Anwohnern, Verwaltung und Politik. Für Ärger sorgen die damit verbundenen finanziellen Forderungen.

Die Straßenausbaubeitragssatzung.

Dieses Wortungetüm benennt im Wesentlichen den Grund der Aufregung. Wie in rund zwei Dritteln aller niedersächsischen Kommunen gilt in der Stadt Stade eine solche Beitragssatzung. Das heißt: Die Stadt darf für die Erneuerung maroder Straßen die Anwohner mit bis zu 75 Prozent der Kosten zur Kasse bitten. „Das ist ungerecht“, sagt Anwohner Dirk Henny. „Fair wäre eine gleichmäßige Belastung aller, die die Straße nutzen können.“ Über die Grundsteuer ließen sich Straßenbaumaßnahmen sozialer finanzieren, so Henny, der Applaus bekommt, weiter. Auch andernorts wird die Satzung diskutiert. Die Anwohner der Schölischer Straße, die ebenfalls saniert werden soll, wehren sich genauso dagegen, dass ihnen ein Teil der Kosten in Rechnung gestellt werden soll. Der Verein „Haus und Grund“ macht mit einer Unterschriftenaktion mobil für ein Ende der Satzung (das TAGEBLATT berichtete). Auch in Buxtehude war diese jüngst Thema in der politischen Auseinandersetzung. Ob Abschaffung oder Novellierung: Die Buxtehuder Ratsleute wollen abwarten, welche Signale aus Hannover kommen. Das Land Niedersachsen ist aktuell bemüht, Kommunen neue Rahmen bei der Finanzierung von Straßenbaumaßnahmen zu geben. Allerdings: Bereits angefangene Baumaßnahmen werden nach dem alten System abgerechnet.

Im Dorfgemeinschaftshaus beendet Lars Kolk die Diskussion. Fürs Erste: „Wir können hier und jetzt nicht diskutieren, ob diese Satzung gut, schlecht, doof oder toll ist. Wir können nichts an der rechtskräftigen Satzung ändern und schon gar nichts an ihr vorbei entscheiden.“

Der Status einer Anliegerstraße

Immer wieder beklagen Anwohner, dass der Stader Weg vornehmlich von Fahrern genutzt werde, die nicht dort wohnen – insbesondere seit der Öffnung der Sackgasse: „Die fahren unsere Straße kaputt und wir müssen zahlen.“ Die Hansestadt Stade hat ein externes Büro mit einer Verkehrszählung im Stader Weg beauftragt. An einem Donnerstag im Mai wurde von 6 bis 19 Uhr der Pkw-Verkehr erfasst. Das Ergebnis: Gerade einmal drei Prozent der 930 Kraftfahrzeuge nutzten die Straße zur Durchfahrt. Alle anderen steuerten ein Ziel in der Straße an oder verließen ein Grundstück – klassischer Anliegerverkehr. Gelächter und Geraune im Publikum, das an der Korrektheit der Zählung zweifelt. „Vergessen Sie nicht: Auch Kindergarten, Ärztehaus und Sparkasse sind Anlieger des Stader Wegs“, betont Lars Kolk. Hintergrund: Bei einer Anliegerstraße wie sie klassisch in Wohngebieten vorkommt, werden 75 Prozent der Sanierungskosten auf die Anwohner umgelegt. Bei einer Straße mit starkem innerörtlichen Durchgangsverkehr sind es rund 60 Prozent und bei einer Straße für den Durchgangsverkehr etwa 40 Prozent.

„Variante C“: Reparatur statt Erneuerung

Vielen Anwohnern gehen die Vorschläge zu weit. „Was ist mit Variante C, einer Reparatur der Straße?“, fragen sie wiederholt. Hintergrund: Im Gegensatz zu einer Erneuerung dürfte die Stadt die Kosten einer Instandsetzung nicht anteilig auf die Anlieger umlegen. Die Frage, warum „nicht einfach“ eine Teerdecke aufgetragen wird, beantwortet Gerd Allers: „Die Straße unterliegt einem Alterungsprozess und ist verschlissen. Zudem ist die Entwässerung nicht in Ordnung. Es gibt keine vernünftige Alternative zu einer Erneuerung.“ Mit der Betonsteinpflasterung sei bereits die kostengünstigste Variante gewählt worden. Den Vorwurf aus dem Publikum, die Straße jahrelang verwahrlost zu haben, um nun die Kosten auf die Anwohner abwälzen zu können, kommentieren die Verwaltungsvertreter nicht.

So geht es weiter

Nach der Sommerpause kommt der Ortsrat Wiepenkathen zusammen, ehe das Thema im Fachausschuss des Stadtrates auf der Agenda steht. Die weitere Planung sieht eine Ausschreibung der Baumaßnahmen noch für 2016 vor. Im Frühjahr 2017 sollen die Arbeiten beginnen.

Kreative Angebote im Bremervöder Schlosspark

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Es kommen jedes Jahr Tausende von Liebhabern schöner Dinge aus ganz Norddeutschland nach Bremervörde. Auch am 26. Juni kann von 11 bis 18 Uhr auf dem Jubiläumsmarkt geschlendert und gestöbert werden.

Die Bandbreite der kunstfertigen Angebote ist groß und reicht von filigranen Kalligrafien über robuste Schmiedekunst hin zu kreativen Gartenmöbeln aus Eichenfässern. „Für jeden Markt versuchen wir eine Balance zu finden - zwischen beliebten Ausstellern, die schon seit Jahren zu uns kommen und spannenden neuen Produkten und Kunsthandwerkern“, verrät Katja Tiltmann, eine der Organisatorinnen aus dem Museumsteam. „Alle Aussteller, die zu uns kommen, stehen für eine hohe Qualität und zeigen ausschließlich selbst gefertigte Produkte. Neben bekannten Gesichtern freue ich mich unter anderem auf die Jugendbauhütte Stade, die erstmalig mit einem Programm zu alten Handwerkstechniken dabei ist.“

Viele der knapp 100 Aussteller kommen ebenso wie die Besucher aus einem weiten Umkreis nach Bremervörde – so eine Upcyclerin aus Münster, ein Gürtelmacher aus Berlin und eine Expertin für Lederbekleidung aus Lübeck. Darüber hinaus lassen sich einige Kunsthandwerker bei ihrer Arbeit vor Ort über die Schulter schauen oder die Besucher selbst ausprobieren. Für Kinder gibt es ein buntes Rahmenprogramm und mehrere Gastronomen sorgen mit Delikatessen und frischen Speisen für das leibliche Wohl. Abgerundet wird das vielfältige Marktangebot durch einen Besuch in der Ausstellung des Museums und dem beliebten Museumscafé mit seiner idyllischen Sonnenterrasse. Christa Dicke aus dem Museumsteam verspricht: „Wir erwarten die Besucher mit Kuchen und frischen, selbst gebackenen Torten nach Landfrauenart. Ob Stachelbeer-Mohn-Marzipan oder der glutenfreie Himbeerkranz, wir werden die Besucher auch in diesem Jahr mit unseren Kreationen überraschen.“

In der Bremervörder Innenstadt finden am gleichen Tag das Vörder Stadtfest mit verkaufsoffenem Sonntag und das Oldtimer-Treffen mit etwa 350 Fahrzeugen statt. Ein kostenloser Shuttlebus fährt im 20-Minuten-Takt ausgewiesene Parkflächen und die Veranstaltungsorte in der Stadt und dem Museum an.

Auf Streife mit Horst Deede

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Auf frischer Tat ertappt hat Deede in all den Jahren aber nur einen Müllsünder. Schon kurz nachdem Horst Deede die Bundesstraße 74 gekreuzt hat und den Moorweg hinunterfährt, entdeckt er das erste Ärgernis. Ein großer Haufen Gartenabfall liegt am rechten Wegrand in der grünen Zufahrt eines Ackers. Es bleibt nicht der einzige, den Horst Deede während seiner Tour entdeckt: „Es ist schlimm, dass die Leute ihren Gartenmüll einfach in die Feldmark bringen.“ Als Jagdpächter liegt ihm die Natur besonders am Herzen. Seit er Bürgermeister ist, dreht der Rentner täglich seine Runde rund ums Dorf und sammelt ein, was andere achtlos weggeworfen haben.

Glasflaschen, Taschentücher, Kaugummi- und Bonbonpapiere, Kaffeebecher, Zigarettenpackungen – schnell füllt sich der Müllbeutel. „Erstaunlich, wie Leute, die einen Spaziergang in der Natur genießen, diese selbst verunstalten“, sagt Horst Deede.

Einmal im Jahr bittet der Ortsbürgermeister mit der Jugendfeuerwehr Wiepenkathen zur großen Dorfreinigung. Das Engagement der Bürger nehme beständig ab, bedauert Horst Deede. Vor zwei Jahren beteiligten sich die Schule und der Sportverein an der Müllsammelaktion, in diesem Jahr war die Jugendfeuerwehr allein unterwegs. Besonders schlimm sieht es an der Fahrradhütte aus. Zu einer gemütlichen Rast lädt der Platz nicht ein. Tische und Bänke sind verdreckt und mit Brandspuren übersät, Zigarettenkippen bedecken den Boden, Kronkorken und leere Glasflaschen zeugen von wilden Feiern. Dabei stehen gleich zwei Mülleimer direkt an der Hütte und an den Holztischen. Horst Deede greift mit seiner Zange, was er zu fassen kriegt, fegt Sitzflächen und Tische ab. Mehr kann auch er nicht tun.

Obwohl der Bürgermeister nie zur selben Zeit aufbricht, um die Feldmark zu säubern, hat er erst ein einziges Mal einen Müllsünder während der Tat erwischt. „Die kommen wohl nachts und entsorgen ihren Unrat“, mutmaßt Horst Deede. Entmutigen lässt er sich nicht. Morgen dreht er die nächste Runde.

Die Woche in Hamburg

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Dienstag war Matchday, „die Mannschaft“ bat zum letzten Vorrundenspiel der Fußball-EM der Gruppe C. Es ging gegen Nordirland und gut aus. Auf dem Kiez zum Fußball gucken gehe ich seit der EM 1996 nicht mehr, auch wenn Glatzen und rechter Pöbel 20 Jahre später die Szene dort nicht mehr dominieren. Ich bleibe lieber in meinem Revier: Alma-Wartenberg-Platz, tiefstes Ottensen. Auch diesmal wieder ging die Megasause ab zwischen den Döner-Läden, Bars, und dem legendären Kiosk 2000. Auf dem Platz vor allem feierte die Menge noch weit nach Schlusspfiff des Kicks, den Deutschland mit 1:0 gegen Nordirland gewann. Komplettiert wurde die Sause durch kroatische und türkische EM-Siege. Es ging heiß her. Auch die Diskussionen waren eher unernst, dennoch anspruchsvoll. Ein polnischer Psychologe referierte über den Unsinn von Stereotypen, sein Kumpel, echter Exot aus Tadschikistan, führte gekonnt Handstände auf. Schöner Stilbruch, ich glaube nicht, dass er genervt war, dass sein Land, Ex-Sowjetrepublik am Rande des Himalayas, nicht mitmachen durfte.

Kaum schießen die Temperaturen über die 25-Grad-Marke, tauchen Fahrrad- und weitere Verkehrspolizisten auf, um Radfahrer bei Verkehrsdelikten abzufangen. Klar machen sie auch nur ihren Job, Regeln müssen gerade auch im Straßenverkehr sein. Dennoch entlockt es mir das Stereotyp, bei Regen säßen sie in ihrer Amtsstube und drehen zwischen zwei zu protokollierenden Fahrraddiebstählen Däumchen. Ist es schön draußen, verteilen sie hingegen Zettelchen: links auf dem Bürgersteig gefahren, 40 Euro, bei Rot über die Ampel gar 80. Warum sie dann auch noch Fahrradfahrer im Lessingtunnel, der Ottensen von der künftigen Neuen Mitte Altona trennt, abgefischt haben, die in der Mitte des Tunnels auf einem Fußgängerbetonstreifen fuhren, bleibt mir schleierhaft.

Ich räume offen ein, dass mir Innensenator Andy Grote sympathisch ist. Der Mann hat Stil, sieht gut aus und kann reden. So weit die weichen Parameter. Hart sind Hamburger Innensenatoren, soweit ich denken kann. Aktionismus scheint zum Anforderungsprofil zu gehören, gilt der Job nicht nur daher zu den kompliziertesten und unbeliebtesten in der Stadt. Nun blies Grote zur Personaloffensive: Die Stadt soll sicherer werden, dafür nimmt der Innensenator satte 175 Millionen Euro in die Hand, die im kommenden Jahr zusätzlich in die Polizei fließen sollen. Bis 2021 soll die Zahl der Polizeibeamten von 7700 auf 8000 steigen. Hier mal ein paar Assoziationen aller Innensenatoren, die ich in meiner Hamburg-Zeit seit 1986 mitbekommen habe: Volker Lange: als HSV-Vizepräsident mit Steuergeldern gemauschelt. Werner Hackmann: Hardliner Hafenstraße. Hartmuth Wrocklage: Infight mit Springer wegen vermeintlicher Vetternwirtschaft. Olaf Scholz: Backlash SPD bekämpft Kriminalität. Ronald Schill: Uff und Nase! Dirk Nockemann: früher Schill-Partei, heute AfD. Udo Nagel: Pfeife. Christoph Ahlhaus: fahl und weggemobbt. Heino Vahldieck: wer bitte? Michael Neumann: warum bitte? Andy Grote: Olafs Kronprinz.

Ein Trio für die Markuskirche

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Der promovierte Theologe Dominik Wolff wird das Pastoren-Duo Volker Dieterich-Domröse und Christian Berndt unterstützen. Rein rechnerisch wird es bei zwei vollen Stellen für die pastorale Versorgung in der Gemeinde bleiben, aber die Aufgaben werden zukünftig auf die Schultern dreier Geistlicher verteilt. Volker Dieterich-Domröse und Christian Berndt werden mit jeweils einer Viertelstelle in anderen kirchlichen Institutionen in der Region tätig sein: als Assistent der Geschäftsführung in der Unternehmenskommunikation beim Berufsbildungswerk Cadenberge-Stade und als Beauftragter für die Notfallseelsorge im Elbe-Weser-Dreieck (siehe Text unten).

Beiden Einrichtungen sind die Pastoren bereits jetzt eng verbunden. Diese Lücke soll nun Dominik Wolff füllen. Wie ihn der Ruf nach Stade ereilte? „Das passierte relativ überraschend. Es kam eines zum anderen“, erzählt er. Geboren wurde der heute 40-Jährige in Braunschweig. Er wuchs in Lüneburg auf, studierte Theologie in Göttingen, absolvierte ein Auslandsjahr in Atlanta (USA). Nach dem Vikariat in Celle ging es für ihn auf die Harsefelder Geest. Zunächst in Bargstedt (St. Primus) und anschließend in Kutenholz-Mulsum (St. Petri) wirkte der Niedersachse als Pastor, war außerdem Öffentlichkeitsbeauftragter im Kirchenkreis Buxtehude. Parallel stellte er seine Promotion über ein neutestamentliches Thema fertig.

Bis zu seinem Amtsantritt in Stade am 1. August ist er Seelsorger in Lamstedt (St. Bartholomäus). Mit Jugendlichen arbeiten – das ist schon lange der Wunsch von Dominik Wolff, der dafür eigens eine Ausbildung zum Schulpastor abgeschlossen hat. Seine Ehefrau ist ebenfalls als Lehrerin tätig. Passenderweise suchte der Gymnasialzweig der Kooperativen Gesamtschule in Drochtersen zum Beginn des neuen Schuljahres einen Religionslehrer für den Unterricht der angehenden Abiturienten.

Der Superintendent des Kirchenkreises Stade, Dr. Thomas Kück, vermittelte ihm die Stelle und stellte auch den Kontakt zur Markusgemeinde her, von deren vielfältigen Aktivitäten Dominik Wolff in der Vergangenheit immer wieder Notiz genommen hat. Vor allem die englischsprachigen Gottesdienste, die jene Menschen ansprechen, die sonst selten in die Kirche gehen, haben es ihm angetan. Genauso wie die Musikensembles, denn der 40-Jährige spielt Klavier, Gitarre und Kontrabass. Sich hier anzuschließen, dürfte ihm leichtfallen. „Oder er macht eine eigene Gruppe auf. Das hat beinahe schon Tradition bei neuen Hauptamtlichen, die zu uns kommen“, scherzt der Kirchenvorstandsvorsitzende Christian Berndt.

„Ich freue mich“, sagt Dominik Wolff mit Blick auf seine künftige Wirkungsstätte. In Kehdingen habe er sich bereits umgesehen und auch in Stades Westen werde er schnell heimisch werden, erzählt der Pastor.

Der Kontrast zwischen den stadtnahen Quartieren Hahle und Schwarzer Berg und den dörflich geprägten Orten Wiepenkathen und Haddorf interessiere ihn. Eine schöne Anknüpfung an seine bisherigen Dienstorte im ländlichen Raum. Noch wohnt er mit seiner Frau in der Börde Lamstedt, aber eine neue Bleibe in der Nähe des zukünftigen Arbeitsplatzes haben sie bereits gefunden. Im Sommer steht der Umzug an. „Ich höre gerne zu“, sagt Dominik Wolff über sich selbst. „Ich will dem Herrn singen – mein Leben lang“, zitiert er seinen Ordinationsspruch und fügt hinzu: „Und im Konzert mit anderen sein.“

Gottesdienst

Am Sonntag, 21. August, stellt sich Dominik Wolff in einem Einführungsgottesdienst der Gemeinde vor. Beginn ist um 15 Uhr in der Markuskirche in Hahle.

Notfallseelsorge neu besetzt

LANDKREIS. Ab dem 1. August wird der Pastor der Stader Markusgemeinde, Christian Berndt, Beauftragter für die Notfallseelsorge im Sprengel Stade. Mit einem Viertel-Stellenanteil wird er für die Koordination, Fortbildung und Struktur in diesem kirchlichen Arbeitsfeld tätig sein.Landessuperintendent Dr. Hans Christian Brandy berief in Abstimmung mit dem Zentrum für Seelsorge der hannoverschen Landeskirche Berndt als Nachfolger für den aus diesem Amt ausgeschiedenen Andreas Hellmich. Neben dem neuen Beauftragten für Notfallseelsorger ist seit 2013 Pastor Hans-Jürgen Bollmann (Lilienthal) ebenfalls mit einem Viertel-Stellenanteil als hauptberuflicher Notfallseelsorger in den Gemeinden des Sprengels Stade zwischen Elbe und Weser tätig.Notfallseelsorger kommen bei Verkehrsunfällen, Bränden, Suizid oder Todesfällen im häuslichen Bereich zum Einsatz und stehen den Angehörigen der Opfer und den Rettungskräften zur Seite.„Mich freut die hohe Anerkennung der Notfallseelsorge bei den Hilfsorganisationen und Behörden sowie in Politik und Öffentlichkeit“, so der 48-jährige Berndt, der seit 1998 in der Notfallseelsorge tätig ist. In seinem neuen Amt möchte er die Vernetzung der Notfallseelsorge mit Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten vorantreiben. (st)

Faszination am Fach Geografie erleben

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Gymnasiast Jöran Tebben (15) durfte beim Bundesfinale in Braunschweig das Stader Vincent-Lübeck-Gymnasium sowie das Bundesland Niedersachsen vertreten. Hier der Bericht des Jugendreporters.

„Diercke-Wissen“ ist mit über 300 000 Teilnehmern, davon 42 000 aus Niedersachsen, der größte Schülerwettbewerb Deutschlands. In mehreren Runden wird nacheinander der Sieger der Schulklassen, der Schule, der Bundesländer und schließlich Deutschlands ermittelt. So treffen im Finale die Gewinner der 16 Bundesländer und der Beste der deutschen Schulen im Ausland gegeneinander an. Während die ersten Runden aus Fragebögen bestehen, müssen die Antworten im Finale vor Publikum am Computer gegeben werden.

Für mich ging es, von steigender Anspannung begleitet, zum Finale. Zu dieser Zeit stapelte sich zu Hause die Erkundeliteratur auf meinem Schreibtisch und auch in der Schule bereitete ich mich mit meinem Lehrer Thorleif Krüger intensiv auf den Wettbewerb vor. In Braunschweig angekommen folgte dann zunächst eine Siegehrung der Landessieger und die Auslosung der Vorrundengruppen für den nächsten Tag. Im Anschluss dazu gab es nach einem kurzen Interview mit dem erfrischenden Moderator des Wettbewerbes, Andree Pfitzner, ein gemeinsames Abendessen aller Teilnehmer und Begleiter. Auffällig war das große Aufgebot an Zuständigen für uns Jugendliche. Allein ich wurde neben meinen Eltern und meinem Lehrer von drei weiteren Vertretern vom Verband Deutscher Schulgeografen unterstützt.

Aufgefallen ist mir schon am Vorabend die große Begeisterung und das Engagement sowohl der jüngeren als auch der älteren Lehrer für das Fach Geografie. Nach einem Frühstück trafen wir 17 Finalisten uns mit dem Moderator, der uns schon sehr früh zum Wilhelm-Gymnasium begleitete, um uns in die Technik und den Ablauf einzuweisen. Bei dem einen oder anderen merkte man, dass die Anspannung doch langsam größer wurde. Wir alle wussten ja, dass wir ernst zu nehmende Gegner sind und alle wohl ein großes Wissen hatten. Trotzdem war es ein nettes Miteinander. Ich hatte die Möglichkeit, mich mit dem Sieger der Auslandsschulen aus Frankreich (Versailles) zu unterhalten. Der straffe Zeitplan schloss aber leider ein wirkliches Kennenlernen aus. Eigentlich schade, da sich ja alle für die Geografie begeistern.

Auch wenn ich letztendlich keinen der ersten Plätze erreichen konnte, hat mir die Teilnahme am Wettbewerb große Freude bereitet. Nach den Siegerehrungen des großen Finales, aus dem Julius Pilz aus Berlin als verdienter Sieger hervorging, fand auf der Oker noch eine Floßfahrt statt, sodass wir den Wettbewerbstag gemütlich ausklingen lassen konnten.

Ich finde es schön zu sehen, dass sich so viele junge Leute für die Geografie interessieren und Veranstaltungen wie „Diercke-Wissen“ zur Popularität beitragen. Denn in unserer globalisierten Welt gewinnt das Fach immer mehr an Bedeutung.

Windräder im Drochterser und Gauensieker Moor

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Diese bombastische Baustelle mit ihren Riesenkränen ist nicht nur auffällig, sondern steht für Hightech und Präzisionsarbeit. Mit den Planern des Bauherrn, der wpd AG aus Bremen, hat sich das TAGEBLATT auf der Baustelle umgesehen.

„Das ist ein sehr guter Standort“, sagt Peter Spengemann, der für alle laufenden Repowering-Projekte bei wpd verantwortlich ist. Die neuen Enercon vom Typ E-115 gehören zu den größten Windenergieanlagen, die zurzeit an Land, also onshore, aufgestellt werden. Eine vierte, etwas kleinere Anlage wird für eine Drochterser Landwirtsfamilie Jantz, parallel errichtet.

Die Dimensionen der drei E-115 sind gewaltig: Wenn der Flügel aufrecht steht, dann bringt es die Anlage auf 193 Meter. Die Nabenhöhe liegt bei 135 Metern. Die drei Flügel haben einen Durchmesser von 115 Meter, daher auch der Typenname E-115. Der Auricher Windanlagenhersteller Enercon wählt diesen Durchmesser als Typenbezeichnung. Nebenan werden Enercon E-101 errichtet und gehören dem Landwirt Peter Eggers.

Die wpd ist als Projektentwickler und Betreiber für Windparks in Deutschland und auch international unterwegs. Den Drochterser Park habe das Unternehmen damals in zwei Stufen aufgebaut – zunächst mit zwei kleineren Anlagen mit 1,5 Megawatt Leistung (NEG Micon) und dann noch mit einer weiteren Anlage des Typs Enercon E-70. Obwohl diese „kleine“ E-70 erst zehn Jahre alt ist, wird sie schon repowert. Spengemann: „Dieses ist normalerweise unüblich, doch im vorliegenden Fall lohnt sich das Repowering.“ Die alten Anlagen werden zurückgebaut und dann später verkauft. Meistens werden die alten Mühlen in Osteuropa weiterbetrieben. Diese Anlagen bringen dann noch etwas ein. Ältere Anlagen, die sich später nicht mehr verkaufen lassen, haben jedoch nur noch einige zehntausend Euro an Materialwert, bei dem, wenn man die Abbau- und Transportkosten von ungefähr 60 000 Euro abzieht, schon draufgezahlt werden muss.

Angesichts der Gesamtinvestition von mehreren Millionen Euro fallen diese Kosten für die Bauer solcher Windparks jedoch kaum ins Gewicht. In Drochtersen investiert die wpd einschließlich aller Planungs- und Infrastrukturkosten ca. 17 Millionen Euro, den Rückbau der Altanlagen nicht mit eingerechnet. Das ist mehr als das Doppelte, was damals für die drei kleineren Anlagen investiert wurde. Aber: Diese drei großen Windräder haben etwa den dreifachen Ertrag und sind deshalb erheblich wirtschaftlicher.

Gute 30 Millionen Kilowattstunden werden an dem Drochterser Standort mit den drei neuen Anlagen im Jahr geerntet, rechnet Jens Schöttler vor. Der Maschinenbauingenieur ist für die Planung des Windparks Drochtersen verantwortlich. Er ist Geschäftsführer der Hamburger Planungsfirma e3, ein Unternehmen der wpd Gruppe. Mit 30 Millionen Kilowattstunden (kWh) könnte der Drochterser Park etwa 7500 Haushalte mit einem Durchschnittsverbrauch von 4000 kWh versorgen – also ungefähr die Einwohner von ganz Kehdingen.

Die alten Kommanditisten des Drochterser Parks seien komplett auch bei diesem Repowering-Projekt dabei geblieben, freut sich Projektleiter Spengemann. Überhaupt sei hier vor Ort alles glatt und weitgehend unkompliziert gelaufen. Auch bei der Bevölkerung sei die Resonanz im Großen und Ganzen positiv. Ein Grund sei sicher auch, dass die wpd durch die Wegeerschließung vom Landernweg aus den Lieferverkehr für eine Biogasanlage aus dem Ort herausgeholt habe.

Auch wenn die Anlagen sehr dominant wirkten, gebe es keine Beeinträchtigung für die Anwohner. „Zum Beispiel sorgen Serrations (gezackte Enden an der Rotorblattspitze) für eine deutliche Verringerung der Schallbelastung“, weiß Planer Schöttler. Während er das sagt, sind mehrere Monteure, die alle für Enercon arbeiten, dabei, den riesigen Ringgenerator an die halb montierte Rotornabe zu befestigten. Der etwa 160 Meter hohe Riesenkran wird das Bauteil gleich nach oben hieven.

Diese Arbeit sei eher unproblematisch, weiß Schöttler. Richtig schwierig werde es, wenn in dieser schwindelerregenden Höhe die 55 Meter langen Flügel montiert werden. Der Ingenieur: „Das Problem ist dann der Wind in dieser Höhe.“ Andererseits sei der ja gut, denn sonst wäre Drochtersen nicht so ein guter Standort, bemerkt Spengemann. Die Leute von Enercon sind erfahrene Monteure, die alle natürlich schwindelfrei und für die Arbeit in großen Höhen ausgebildet sein müssen. Sie müssen sich sogar regelmäßig auf ihre Höhentauglichkeit prüfen lassen. Das Thema Sicherheit wird auf der Baustelle mehrmals in der Woche von Sicherheitsfachleuten des Bureau Veritas, eine Art TÜV für solche Windanlagen, überprüft.

Im Zeitraum 2013/14 haben die Planer von e3 die Genehmigung und Planung des Drochterser Windparks erledigt. Im Frühsommer 2015 begannen die ersten Arbeiten am Windpark. Bevor es zum Abbau der alten Anlagen und zum Aufbau der neuen kam, wurde zunächst die Infrastruktur angepasst. Wege und Stellflächen für Kräne mussten erstellt werden. Dann kam der Rückbau der beiden älteren Anlagen und es konnten die Fundamente für die neuen gebaut werden. An dem Standort wurden 36 Betonpfähle mit einem Durchmesser von 56 Zentimetern 24 Meter tief in den Boden gerammt. Bis zum 8,5 Kilometer entfernten Umspannwerk in Bützfleth wurden neue Kabel verlegt. Auf dem größten Teil der Strecke mussten sie unterhalb des Landernweges im teuren Horizontalbohrverfahren verlegt werden. Hinzu kamen knapp 1000 Meter parkinterne neue Verkabelungen.

Im Spätsommer, irgendwann im August, wird der Windpark in Betrieb gehen. Dann, so Projektleiter Spengemann, werde es sicherlich auch eine Art von Einweihung mit den Kommanditisten geben.

Die wpd AG

Die wpd AG ist Entwickler und Betreiber von On- und Offshore-Windparks und in weltweit 18 Ländern aktiv, der Hauptsitz befindet sich in Bremen. Das Unternehmen hat bereits Windenergieprojekte mit etwa 1900 Windenergieanlagen und einem Output von 3600 MW realisiert und plant weitere Vorhaben mit insgesamt 6700 MW onshore. Mit einer Pipeline von 8000 MW gehört die wpd AG auch zu Europas führenden Entwicklern von Offshore-Windparks.


Niedersachsen-Ticket: Extra-Bonus während der Sommerferien

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Mit der Aktion „Sommerferien-Bonus“ kann dieses beliebte Ticket an jedem Tag im Aktionszeitraum ohne zeitliche Einschränkung genutzt werden. Das ist sonst nur am Wochenende und an Feiertagen möglich. Interessante Ausflugsziele werden auf der Webseite www.niedersachsenticket.de vorgestellt. Normalerweise gilt für das Niedersachsen-Ticket die 9-Uhr-Grenze an Werktagen, da morgens viele Züge bereits sehr stark ausgelastet sind. „Im Aktionszeitraum dürften etliche Berufspendler und Schüler im Urlaub bzw. in den Ferien sein“, so Andreas Meyer, Geschäftsführer der Niedersachsentarif GmbH (NITAG). Während der Aktion „Sommerferien-Bonus“ können Ausflüge mit der Familie, mit Freunden oder auch alleine an jedem Tag in den niedersächsischen Sommerferien bereits vor 9 Uhr starten. Dafür bieten sich viele interessante Ausflugsziele an. Mehr als 160 Vorschläge werden auf der Webseite www.niedersachsenticket.de vorgestellt. Dort befinden sich auch alle Informationen rund um das Niedersachsen-Ticket.

Migrantinnen lernen Fahrradfahren

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Auf Tretrollern für Erwachsene drehen fünf Frauen auf dem Parkplatz hinter dem Dorfgemeinschaftshaus ihre Runden. Unter Anweisung der Radfahrlehrerinnen Claudia Duden und Doreen Schosinsky lernen die Migrantinnen die Grundlagen, die sie später zum Fahrradfahren brauchen: das Gleichgewicht halten, ein Gefühl für die Geschwindigkeit und sicher zum Stehen kommen.

Zwei Wochen lang geht der Kurs, der unterstützt wird vom Kreissportbund. Auch eine achtköpfige syrische Familie lernt in diesem Zeitraum das Radfahren. „Nach dem, was ich bisher gesehen habe, können alle Teilnehmer nach Ablauf radfahren“, sagt Duden.

Für Erwachsene sei es schwieriger, das Radfahren zu erlernen. „Sie sind oft gedanklich blockiert, weil sie wissen, was bei einem Sturz alles passieren kann“, sagt die Radfahrlehrerin. Deshalb sollen die Kursteilnehmer spielerisch an das Fahrradfahren herangeführt werden. Für die Migrantinnen ist das Radfahren der Schlüssel zu mehr Lebensqualität – besonders auf dem Land. Sie können dann schnell zum Einkaufen fahren oder ihre Kinder mitnehmen. Nach dem Kurs ist einmal pro Monat mit der gesamten Gruppe und mit einer anderen Sportgruppe eine Fahrradtour geplant.

Anders als viele männliche Migranten könnten die Frauen oft nicht Radfahren. „In anderen Kursen haben Frauen aus Afghanistan erzählt, dass ihnen dort nicht erlaubt war, Rad zu fahren“, erzählt Duden. Die Männer hätten dagegen oft Probleme mit den Verkehrsregeln, zeigen keinen Richtungswechsel an oder halten sich nicht an das Rechtsfahrgebot, berichtet Heike Eberle vom AK Asyl. In der Hinsicht bestehe für alle Migranten noch Nachholbedarf. (cam)

Helfen

Der Arbeitskreis Asyl sucht für die Teilnehmerinnen des Kurses noch dringend Damenfahrräder, sowie Fahrradhelme, Regencapes, Kinderfahrradsitze oder Fahrradanhänger. Auch die Fahrradwerkstatt kann noch Verstärkung gebrauchen. Wer etwas spenden oder helfen möchte, meldet sich telefonisch bei Pastor Olaf Prigge unter 0 41 42/ 29 49 oder per Mail an fahrraeder@ak-asyl.org.

www.ak-asyl.org

Mit Vollgas um die Pylonen kurven

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Jugendleiter Paul Fasold (18) nimmt am Fahrsicherheitstraining des Kreisjugendrings (KJR) Stade auf dem Gelände eines Industriebetriebes teil. Für ihn ist dies nur logische Konsequenz seiner ehrenamtlichen Tätigkeit. Als Sprecher der Jugendkonferenz Apensen und Betreuer von Konfirmandengruppen ist er sich seiner Verantwortung bewusst. Hier der Erfahrungsbericht des Jugendreporters.

Als ich auf der letzten Jugendkonferenz in Horneburg durch die Bildungsreferentin Anna-Katharina Wellnitz vom Fahrsicherheitstraining des Kreisjugendrings Stade erfuhr, meldete ich mich sofort an. Im Sommer betreue ich die Konfirmandenfreizeit der Samtgemeinde Horneburg. Dort werde ich den Gemeindebus fahren. Außerdem ist das Fahrsicherheitstraining für meinen geplanten Bundesfreiwilligendienst im nächsten Jahr auch hilfreich. Ich möchte gerne nach Wittenberg, wo das 500-jährige Jubiläum der Reformation gefeiert wird und viele Konfirmandencamps stattfinden werden. Da ist ein sicheres Fahrverhalten mit Bussen notwendig.Günstig war das Fahrsicherheitstraining noch dazu: 15 Euro sind ein wahres Schnäppchen. Normalerweise kostet das viel mehr. Hinterher erfuhr ich, dass dies vom Straßenverkehrsamt des Landkreises Stade zu großen Teilen finanziert wird. Die Behörde beteiligt sich an der Verkehrssicherheitsinitiative (VSI) 2020, damit künftig weniger Verkehrsunfälle passieren.Meinen Führschein habe ich 2015 als 17-Jähriger gemacht. Mobilität ist mir wichtig. Mein erstes Auto habe ich seit letztem September und fahre sehr viel damit. 20 000 Kilometer bin ich bisher bereits gefahren. In meinem Auto fühle ich mich sicher. Etwas ganz anderes ist es allerdings, mit einem Bus mit neun Sitzen zu fahren. Vor allem, wenn man nicht nur Material damit transportiert, sondern mit Kindern und Jugendlichen unterwegs ist. Das habe ich mir bisher nicht zugetraut. Als ich auf dem Weg zum Trainingsgelände das erste Mal hinter dem Steuer des Busses saß, war mir doch etwas mulmig zumute. Ich hatte richtig Magengrummeln.Insgesamt waren wir sieben Teilnehmer. Darunter waren fünf Personen, die bisher noch nie einen Bus gefahren sind. Ihnen ging es ähnlich wie mir. Unser Ziel für den Tag: Lernen, wie der Bus reagiert. Es ist einfach etwas ganz anderes, ein großes Fahrzeug zu fahren. Angeleitet wurde das Training von Frauke Sommer. Sie ist Referentin der Stader Verkehrswacht. Mit Slalomfahren ging es los. Wir sollten langsam das Tempo steigern und darauf achten, die Kegel nicht umzuhauen. Das war nicht so einfach, wie gedacht. Dann führten wir Bremstrainings durch. So konnten wir anschaulich sehen, wie sich das Auto bei 30, 50 und 70 Stundenkilometern verhält. Das war ein Test zum Verhalten des Antiblockiersystems (ABS). Später haben wir das noch mit Hütchen dargestellt.Ein weiteres Szenario: Wir, mit 50 Stundenkilometern unterwegs, werden von einem Pkw-Fahrer mit 70 Stundenkilometern überholt und ein Lkw vor uns versucht auszuparken. Wir hätten es vielleicht gerade noch geschafft, aber der Überholer wäre doch nur knapp zum Stehen gekommen. Das war ganz schön beeindruckend. Das Highlight war am Ende des Tages das Fahren auf der glatten Fläche. Da haben wir dann Bremsübungen auf nasser Fläche durchgeführt. Und bei der trockenen Glattfläche sollten wir einem Hindernis ausweichen. Die Referentin hat uns vorgegeben, wie wir ausweichen müssen. Nicht alle Fahrzeuge hatten ein Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP), das dem Fahrer hilft, in der Spur zu bleiben. Der KJR-Bus hat ESP. Ich habe gemerkt, wie beim Kreisfahren die Geschwindigkeit automatisch gedrosselt wurde, obwohl der Fuß das Gaspedal weit herunter drückte. Ich kann jedem nur empfehlen, auch einmal an einem Fahrsicherheitstraining teilzunehmen. Das Training hat mir Vertrauen ins Auto gegeben. Das war ein großer Spaß. Ich würde es jungen Menschen empfehlen, die gerade aus der Fahrschule kommen oder sich ein neues Auto gekauft haben. Die Teilnehmer lernen, gut mit Gefahrensituation umzugehen. Jetzt wissen wir, wie das Auto auf Glatteis reagiert und wir uns am Steuer verhalten müssen und brauchen nicht mehr so viel Angst vor solchen Situationen zu haben.

Buxtehude: Brutaler Täter raubt eine Geldtasche

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Am Donnerstagnachmittag gegen 15 Uhr ist in der Bahnhofstraße auf dem Parkplatz der Volksbank ein 23-jähriger Buxtehuder von einem unbekannten Täter angesprochen worden, als er bei der Bank Geld einzahlen wollte.

Das Opfer wurde von dem Täter in gebrochenem Deutsch angesprochen und unvermittelt mit der Faust auf den Kopf geschlagen. Der Unbekannte entriss dem 23-Jährigen die graue Geldtasche aus der Hand und schlug dem Opfer noch in die Rippen, bevor er dann in Richtung Brüningstraße flüchtete.

Der Räuber konnte wie folgt beschrieben werden: männlich, zwischen 20 und 30 Jahre alt,schwarze Haare, südländischer Typ. Er trug zur Tatzeit ein weißes T-Shirt und eine schwarze Jogginghose.

Eine Frau hatte den Vorfall beobachtet, konnte aber aufgrund eines technischen Defektes am Handy nicht selbst die Polizei rufen. Sie hatte dann vergessen, ihre Personalien zu hinterlassen. Sachdienliche Hinweise an die Polizei, 0 41 61/ 64 71 15.

Songwriter Max Giesinger: „Ich drücke der deutschen Mannschaft die Daumen“

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Seitdem hat der 27-Jährige unermüdlich daran gearbeitet, seinen eigenen Sound zu finden. Mit seinem zweiten Album „Der Junge der rennt“ ist ihm das gelungen. Im Interview spricht er über Castingshows, Tapetenwechsel und natürlich Fußball. Von Nadine WenzlickMax, Ihr Debütalbum trug den Titel „Laufen Lernen“, der Nachfolger heißt nun „Der Junge der rennt“. Ist seit Ihrer Teilnahme bei The Voice Of Germany so viel passiert, dass Sie das Gefühl haben, permanent zu rennen?Max Giesinger: So kann man das zusammenfassen. Bei meinem ersten Album musste ich erst mal ein paar Fehler begehen, ganz viele Dinge lernen und mich im Musikbusiness zurechtfinden – deswegen habe ich es „Laufen Lernen“ genannt. Das zweite Album heißt nun programmatisch „Der Junge der rennt“, weil es für mich auf jeden Fall das nächste Level ist.

Sie sind in der Castingshow damals Vierter geworden. Ärgerlich – oder gar ein Segen, weil Sie sich dadurch künstlerisch frei entfalten konnten?Im Nachhinein bin ich tatsächlich sehr glücklich darüber. Wenn du so eine Show gewinnst, musst du innerhalb von vier Wochen ein Album fertig haben und dafür auf Songs anderer Komponisten zurückgreifen, die mit dir vielleicht gar nichts zu tun haben. Ich bin froh, dass ich die Chance hatte, mich als Künstler frei zu entfalten und erst mal ein bisschen herum zu probieren. Ich möchte, dass die Leute mich als richtigen Künstler und Songwriter wahrnehmen – und nicht bloß als jemanden, der kurz bei einer Castingshow aufflammt und schnell wieder verglüht. Für mich gibt es seit meinem 13. Lebensjahr nichts Wichtigeres als Musik.

Um Ihr neues Album zu schreiben, sind Sie von Mannheim nach Hamburg gezogen. Warum?Meine besten Kumpels haben sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion dazu entschieden nach Hamburg zu ziehen. Damit war meine WG aufgelöst und ich dachte, was soll ich ohne meine besten Freunde in Mannheim? Wir sind wie eine Familie und machen alles zusammen. Davon abgesehen war es sowieso an der Zeit für einen Tapetenwechsel.

Schon nach dem Abitur sind Sie für eine Zeit durch Australien gereist und haben dort unter anderem Musik gemacht. Sind Sie jemand, der gerne ins kalte Wasser springt?Ich stehe da schon drauf, muss ich sagen. Wenn ich zu lange an einem Ort bin und der Alltag sich einstellt, langweile ich mich schnell. Ich habe immer Hummeln im Arsch. Vielleicht muss ich das noch lernen, entspannen zu können. Aber ich will halt immer, dass etwas passiert. Außerdem glaube ich, dass jede Veränderung einen menschlich weiter bringt und es gut ist, seine Komfortzone manchmal zu verlassen.

Wie sehr hat Hamburg Ihr Album beeinflusst?Viele Songs auf dem Album sind genau in dieser Aufbruchszeit entstanden. „Melancholiker“ zum Beispiel und „Für dich, für mich“. Es geht um Veränderung und Rastlosigkeit, darum, sich nicht entscheiden zu können und natürlich auch um die Liebe. Ich wollte ein Album schaffen, das man von vorne bis hinten durchhören kann, auf dem ich alle Geschichten erzähle, die mich in den letzten zwei Jahren beschäftigt haben. Ein Gesamtkunstwerk. Ich habe mich mit diesem Album auf jeden Fall gefunden. Das ist der Sound, nach dem ich gesucht habe.

Den Song „80 Millionen“ haben Sie nun gerade zum EM-Song umgedichtet. Wie kamen Sie auf die Idee?Die Ursprungsversion von „80 Millionen“ hatte ja auch schon eine sehr hymnenhafte Anmutung und ich wurde von immer mehr Leuten darauf angesprochen, dass das doch auch ein passender Track für die EM wäre. Daher war der Weg dahin gefühlt gar nicht mehr so weit und ich musste nur ein paar Zeilen verändern. Dabei war mir wichtig, dass es kein klassischer „Fußball-Anfeuer-Song“ wird, der sich nur mit den Spielern auseinandersetzt. Im Fokus stehen die unzähligen Menschen, die hinter der Mannschaft stehen – und die sind ja auch nicht ganz unwichtig.

Wie fühlt es sich an, dass Ihr Song erfolgreicher ist, als die offiziellen EM-Songs von David Guetta und Herbert Grönemeyer?Das ist ein unglaubliches Gefühl! Grade weil niemand aus meinem Team und am allerwenigsten ich damit gerechnet hätte, dass das Ding so dermaßen durch die Decke geht. Dabei wird unser Song ja nicht mal vom Fernsehen gepusht, wie die anderen Tracks. Anscheinend können sich die Leute einfach sehr gut mit dem Song identifizieren. Als Künstler macht mich das natürlich unglaublich glücklich.

Sind Sie selbst Fußballfan?Aber hallo! Ich schaue unglaublich gern Fußball und kann mich dabei auch ordentlich aufregen. Mein Herzensverein ist der Karlsruher SC. Da komm ich schließlich her.

Wer wird denn Europameister? Und wem drücken Sie die Daumen?Ich denke, dass wir wieder sehr gute Chancen haben und drücke natürlich der deutschen Nationalmannschaft die Daumen. Falls das nicht klappen sollte, würde ich es einem Underdog wie zum Beispiel Island sehr gönnen.

Das nächste Konzert

Am 30. Juni tritt Max Giesinger im Rahmen der Konzertreihe „Hamburg Sounds“ in der Fabrik auf. Tickets: www.ndr.de/unterhaltung/events/hamburg_sounds

Uwe Bergmann: Hamburgs Herr der Feste

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Im Interview spricht er über das Geheimnis eines erfolgreichen Festes, aktuelle Trends und zu laute Motorräder. Von Markus LorenzTAGEBLATT: Herr Bergmann, Sie gelten als Hamburgs Mr. Großevent. Zählen Sie doch einfach mal auf, was veranstalten Sie so alles?Uwe Bergmann: Unter anderem das Fanfest zu den Fußball-Welt- und -Europameisterschaften sowie die Harley Days. Die Altonale vermarkten wir im Auftrag der Altonale GmbH, die Hamburg Cruise Days in Kooperation mit Red Roses Communications, das Duckstein-Festival und das Alstervergnügen gemeinsam mit drei Partnern. Alles sogenannte Public Events auf öffentlichen Flächen mit freiem Eintritt.

Und außerhalb der Stadt?Da sind es Weinfeste in der Umgebung, etwa in Pinneberg und in Ahrensburg. Das Jazz-Festival in Pinneberg begleiten wir im Auftrag des Fördervereins, das Landprogramm der Travemünder Woche im Auftrag des Lübecker Yachtclubs und bei der Kieler Woche machen wir auch etwas.

Wie wird man überhaupt Veranstalter solch großer Events?Bei mir war das Zufall. Ich komme aus einem Elternhaus, in dem immer gern gefeiert wurde, das hat mich einfach interessiert. Mit 24 Jahren habe ich dann für eine Interessengemeinschaft in Norderstedt meinen ersten Flohmarkt organisiert. Das war eine sehr lustige und anarchische Veranstaltung. Ich habe mich dann selbstständig gemacht, eine Tournee für den Weltumsegler Burghard Pieske organisiert und mein Geografie-Studium abgebrochen.

Und was macht ein Veranstalter den ganzen Tag?Er muss in erster Linie erkennen, wo in öffentlichen Räumen was geht. Er muss in der Lage sein, große Mengen an Leuten zu unterhalten, so dass diese nach Möglichkeit im darauffolgenden Jahr wiederkommen. Denn eine Serie ist das, was man anstrebt. Die ist viel schwieriger zu etablieren als eine einmalige Veranstaltung auszurichten.

Das heißt, die Idee steht am Anfang von allem?Naja, ich bin natürlich nicht der Erfinder des Flohmarkts. Aber ich muss mir überlegen, wie kann ich den Flohmarkt so anreichern, dass er den Leuten mehr Spaß bringt als ein normaler Flohmarkt. Und ich muss überlegen, wie sich dabei eine hohe Wertschöpfung erzielen lässt.

Und Sie müssen dafür sorgen, dass alles klappt?Ja, aber das ist reines Handwerk, das kann theoretisch jeder. Meine größte Gabe ist es, gute Mitarbeiter zu finden, denn allein bin ich gar nichts.

Nicht jede opulente Veranstaltung ist per se erfolgreich. Was macht ein Großevent zu einem Renner?Das Thema muss gut sein. Die Veranstaltung muss inhaltsreich inszeniert sein, so dass sich Besucher darin wiederfinden. Die Ansprüche der Menschen sind gestiegen, dass heißt, man darf Volksfeste nicht zu trivial machen. Wenn ich jedem ein bisschen gerecht werden will, werde ich keinem gerecht.

Zum Beispiel?Kulinarisches mit Spezialangeboten ist wichtig. Die besonderen Sachen werden vielleicht gar nicht von jedem gekauft, aber allein, dass es dort etwas Besonderes zu essen und zu trinken gibt, ist schon ein Grund, dahin zu gehen. Deshalb ist zum Beispiel das Duckstein-Festival erfolgreich. Da haben wir von Beginn an gesagt: Wir verkaufen keine Würstchen und keine Brezeln.

Was wäre der typische Veranstaltungskiller?Langeweile. Die Leute wollen zwar, dass es so ist wie immer. Aber wenn es so ist wie immer, finden sie es mit der Zeit auch langweilig. Deshalb müssen wir unsere Programme immer ein wenig verändern.

Was war Ihr bislang größter Erfolg?Monetär betrachtet das erste WM-Fanfest 2006 auf dem Heiligengeistfeld während des Sommermärchens. Ich habe damals die Cateringrechte gekauft. Und dann lief es wahnsinnig gut. Atmosphärisch mit am schönsten war das Finale des Volvo Ocean Race in Kiel im Jahr 2003.

Und was war Ihr größter Flop?Wir haben mal in Lübeck im Winter den Traveufer-Palast in der Holstentorhalle veranstaltet. Die Halle war nicht beheizbar und wir haben Eintritt kassiert. Das hat nicht funktioniert. Der Winter war extrem kalt und mir fehlte der Mut, genug für Marketing in die Hand zu nehmen. Wir haben damit viel Geld verloren.

Beten Sie regelmäßig, dass bei Ihren Open-Air-Events die Sonne scheint?Sagen wir so: Jedes Mal, wenn das Wetter mich begünstigt, freue ich mich, dass ich Kirchensteuern zahle. Aber im Ernst: Man muss Demut walten lassen. Das Wetter ist, wie es ist. Im Laufe der Jahre gleicht sich das immer aus.

Welches sind derzeit die Trends im Veranstaltungsbusiness?Die Menschen wollen, dass man mit ihnen behutsam umgeht. Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle. Aber auch Sicherheit. Die Loveparade-Katastrophe in Duisburg hat uns das allen vor Augen geführt. 100-prozentige Sicherheit gibt es bei öffentlichen Großveranstaltungen allerdings nicht.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Terroranschläge: Bereitet Ihnen die Sorge um die Sicherheit beim laufenden EM-Fanfest schlaflose Nächte?Nein. Dann dürfte ich den Job nicht machen. Wir tun, was wir können in Sachen Sicherheit. Aber ich weiß genau, dass wir nicht alles verhindern könnten.

Haben Sie denn wirklich keine Angst davor, dass im Falle eines Falles die Verantwortung bei Ihnen gesucht werden würde?Nein. Es gibt ein Sicherheitskonzept, das ist mit den Fachleuten der Feuerwehr und der Polizei abgesprochen. Wir sind sehr aufmerksam, mehr können wir nicht tun.

Welche Lehren ziehen Sie beim Fanfest aus den sexuellen Übergriffen der Silvesternacht in Köln und Hamburg?Davor hatte ich tatsächlich Angst, weil das so kleinteilig und gemein ist. Wir nehmen jetzt alle unsere Betreiber mit ins Boot und haben mit ihnen besprochen, wo sie sich melden sollen, sobald etwas Derartiges passiert.

Sind Volksfeste im Internetzeitalter überhaupt noch attraktiv?Aber ja, wir sind so etwas wie der Gegenentwurf zu Social Media. Es ist den Menschen nach wie vor wichtig, dass sie bei solchen Anlässen einander noch leibhaftig begegnen.

Viele Hamburger haben aber die Nase voll von immer mehr Großveranstaltungen, was sich am Nein zu den Olympischen Spielen zeigt. Können Sie die verstehen?Die Kritiker sollten nicht vergessen, dass die Hamburger Großveranstaltungen auch eine große touristische Bedeutung haben. Da hängen etliche Arbeitsplätze dran.

An diesem Wochenende finden in Hamburg wieder die Harleys Days statt. Vielen Menschen ist das zu laut. Was entgegnen Sie diesen Leuten?Wenn eine Maschine viel zu laut ist, greift die Polizei ein. Aber es gibt eine Begehrlichkeit für dieses Treffen, die Leute kommen von weit her. In diesem Jahr haben wir Delegationen aus China, Russland und Amerika. Im Übrigen sind die Harley Days die friedlichste Veranstaltung, die wir machen.

Lühe: Rathaus-Neubau unter Dach und Fach

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In Steinkirchens Ortsmitte auf dem Gelände, wo früher der Rewe-Markt stand, wird das neue Rathaus gebaut. Der Neubau kostet die Samtgemeinde maximal 3,18 Millionen Euro – ein Festpreis, in dem das Grundstück und das schlüsselfertige Gebäude enthalten sind. Die Verträge mit dem Investor werden laut Samtgemeindebürgermeister Michael Gosch in den nächsten zwei Monaten unterschrieben. Der Zeitplan für die Bauarbeiten steht noch nicht, Bauamtsleiter Rolf Riggers rechnet mit dem ersten Spatenstich im Frühjahr 2017.

Die Probleme mit dem alten Rathaus waren lange bekannt: Es entspricht nicht den Brandschutzverordnungen, weist Baumängel auf, ist nicht barrierefrei und zu klein. „Die Räume sind zum Teil fünffach belegt und die Mitarbeiter müssen sich untereinander abstimmen“, berichtet Gosch. Bei einem Feuer hätten behinderte Verwaltungsmitarbeiter keine Fluchtmöglichkeit. Kurzum: Die Schäden am alten Rathaus wurden bisher nur geduldet, eine Änderung musste in jedem Fall her. Das neue Rathausgebäude verfügt nach den Plänen des Jorker Architekten Karsten Heins über zwei Obergeschosse und ist voll unterkellert. Nutzfläche für die Büros: 1000 Quadratmeter, 200 mehr als im alten Rathaus.

Im Erdgeschoss befinden sich alle publikumswirksamen Abteilungen, sprich: Bürgerbüro, Auskunft, Familienservicestelle. Die Büros werden durch Glaswände getrennt, sodass sichtbar ist, ob ein Bearbeiter frei ist oder nicht. Derzeit sind im Bürgerbüro drei Plätze untergebracht. Aus datenschutzrechtlichen Gründen müssten da schon mal Gäste rausgeschickt werden, so Riggers.

Im ersten Stockwerk wird unter anderem das Hauptamt angesiedelt, das Büro des Bürgermeisters, ein Tagungsraum und ein Sitzungssaal. Letzterer entspricht von der Größe her dem des alten Rathauses – doch bei größeren Veranstaltungen könnte man den Saal des benachbarten Dorfgemeinschaftshauses nutzen. Das zweite Obergeschoss wird das Bauamt, die EDV und die Kämmerei beherbergen. Im Keller findet unter anderem das Archiv Platz, das bisher ausgelagert ist.

Das alte Rathausgebäude, bestehend aus Haupthaus – dem ehemaligen Schulgebäude von 1848 – und Hinterhaus, soll weiter genutzt werden. Hier sollen die Bücherei, die Schulmensa und das Jugendzentrum einziehen. Außerdem könnte ein Teil vermietet werden. Eine Sanierung ist zwar trotzdem nötig, doch gelten aufgrund der Einteilung in kleinere Nutzungseinheiten andere, kostengünstigere Bestimmungen. Im Oktober hatten die Ratsmitglieder einstimmig beschlossen, Verhandlungen mit dem Investor aufzunehmen. Nach einem öffentlichen Interessensbekundungsverfahren haben sich in geheimer Abstimmung zwei Drittel für die Vergabe ausgesprochen. CDU-Fraktionssprecher Marco Hartlef steht hinter der Entscheidung: „Das Thema wurde immer wieder aufgeschoben. Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Gar nicht – könnte die Antwort vom stellvertretenden SPD-Fraktionssprecher Stefan Schimkatis lauten. Er hat gegen den Neubau gestimmt: „Das ist ein finanzielles Desaster“. Zuzüglich Grunderwerbssteuer und Notarkosten steige der Preis um weitere 200 000 Euro an. Hinzu kämen die Sanierungskosten für die Folgenutzung des alten Gebäudes – Gosch beziffert diese auf 850 000 Euro, Schimkatis auf eine bis eineinhalb Millionen. „Unterm Strich sind das rund fünf Millionen Euro“, sagt Schimkatis. „Und wir haben nicht einen einzigen Euro davon in der Kasse.“ Aktuell hat die Samtgemeinde einen Schuldenstand von 5,7 Millionen Euro.

Schimtakis kritisiert, dass sich mit der Entscheidung der finanzielle Spielraum der Samtgemeinde erheblich verringert, nur um für „30 Mitarbeiter ein besseres Wohlfühlklima“ zu schaffen. Letztere Aussage prangert SPD-Fraktionssprecher Reinhard Meyer-Schmeling an: „Das ist erniedrigend. Es geht nicht um Wohlfühlprogramme, sondern um eine Notwendigkeit.“

Vor der Entscheidung hatte ein unabhängiges Fachbüro das Angebot geprüft und als wirtschaftlichste Lösung bewertet. Ratsherr Gerd Grunwald von Bündnis 90/ die Grünen: „Das Konzept ist rund.“ Mit der Neubauvariante spart Lühe laut Angaben des Büros pro Jahr 15 000 Euro ein. Die Bewirtschaftungskosten sinken durch den geringeren Energieverbrauch um 75 Prozent von 35 000 auf 8600 Euro. Die Miete für das Archiv entfällt, ebenso der Mensa-Umbau für rund 400 000 Euro.


CDU: Krippenausbau in Niedersachsen stockt

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So seien die Bundesmittel aus dem Förderprogramm von 2015 bis 2018 in Höhe von 51 Millionen Euro bereits aufgebraucht.Die CDU-Landtagsabgeordneten Kai Seefried und Helmut Dammann-Tamke werfen der Landesregierung vor, den Krippenausbau in Niedersachsen auszubremsen. So seien die Bundesmittel aus dem Förderprogramm von 2015 bis 2018 in Höhe von 51 Millionen Euro bereits aufgebraucht.

Für das neue Bundesprogramm ab 2017 sind noch keine Details bekannt – aber es liegen aus Niedersachsen bereits jetzt Anträge in Höhe von 37 Millionen Euro für notwendige Baumaßnahmen vor. „Der Bedarf an Krippenplätzen in Niedersachsen ist weiterhin sehr groß, die Kommunen wollen investieren. Kultusministerin Heiligenstadt muss daher schnellstmöglich prüfen, ob das Land für Investitionen nicht selbst zusätzliche Mittel bereitstellen muss. Schließlich muss der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz überall im Land sichergestellt werden“, so Kai Seefried. Auch im Landkreis Stade sei der Bedarf an Krippenplätzen groß, wie beide Abgeordneten erklären: „Aus den Samtgemeinden Fredenbeck und Horneburg sowie der Gemeinde Hammah liegen Anträge in einer Gesamthöhe von fast 1,4 Millionen Euro vor, die aber aus dem aktuellen Förderprogramm nicht bedient werden können. Die Kommunen müssen also hoffen, dass Gelder aus dem kommenden Förderprogramm fließen werden. Leider zeichnet sich ab, dass auch das neue Programm bald ausgeschöpft sein könnte. Es gibt einen riesigen Investitionsstau beim Ausbau der Betreuungsplätze für unter Dreijährige und die Ministerin hat offenbar keinen Plan, wie sie ihn bewältigen soll.“

Dammann-Tamke moniert: „Wir sorgen uns angesichts der gesamten Entwicklung ferner um die Finanzierung der Betriebskosten für die Kitas und Krippen. Bereits im Jahr 2015 musste die Ministerin dafür einen Nachtragshaushalt anmelden, um ein Haushaltsloch von 83 Millionen Euro zu schließen.“

Willi wandert: Vom Forst zum Deich

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Dazwischen traf er Pilger, eine Kalligrafie-Frau und schaute sich in einem Freizeitpark um. Hier sein Bericht.

Zur Vorbereitung meines zweiten Wandertages schaue ich pflichtbewusst morgens um 7 Uhr in den Wetterbericht: Hagel, Sturmböen, Regen und Gewitter sollen den Wanderer an diesem Tag erfreuen. Paula und ich schauen aus dem Fenster. „Juhu, es beginnt mit Regen“, jubelt Paula und schlüpft in ihre gelben Gummistiefel. Zum Glück sind die Blätter der großen bis zu 200 Jahre alten Buchen im Neukloster Forst über mir. Sie halten das Meiste ab und – alte Wandererregel – das meiste fällt sowieso vorbei.

In Neukloster steht ein interessantes Schild vor der Haustür. Kalligrafie steht drauf. Bei der Kalligrafie, die Ilka Brunsch ausübt, handelt es sich um ein uraltes Handwerk. Eine Art kunstvolles Schönschreiben, das sie auch vielen jungen Menschen beibringt, die ihren Taufspruch für die Konfirmation aufschreiben. Die Spezialität von Ilka Brunsch ist aber das Triplico. Ein Bild, das von links, von vorne und von rechts jeweils etwas anderes zeigt. Zum Beispiel „Anja-Liebe-Holger“. Was das Zupfen an meinem Hosenbein bedeutet, weiß ich.

Der Weg von Hedendorf aus nach Nottensdorf führt auch durch Buchenwald. Ich bin auf dem Weg zum Aussichtsturm, um einen Blick über die Landschaft zu werfen. Die soll bei Dauerregen besonders schön sein. Ausgeschildert ist aber auch die Hans- Much-Gedenkstätte. Hans Much, wer das wohl ist? Also hin. Doch mehr als den Namen und von wann bis wann er gelebt hat, erfahre ich auch dort nicht. Na, später mal googeln.

Vom Aussichtsturm in Nottensdorf ist der Ausblick wirklich schön. Selbst bei Sonnenschein könnte er kaum besser sein. Allerdings regnet es wieder ein bisschen stärker, ich bin so langsam aber sicher durch. Gleich um die Ecke ist der Freizeitpark. Er hat noch nicht geöffnet, aber einen Kaffee bekomme ich trotzdem. Wanderer dankt. Sylvia und Klaus Kläre bieten ihren Besuchern immer wieder neue tolle Freizeitbeschäftigungen. Das gepolsterte Kinder-Bungee-Trampolin ist zehn Meter hoch und steht mitten im Park. Für den Nachmittag hat sich eine Gruppe zum Bubble-Fußball angemeldet. Dazu werden die Spieler in große Fußbälle gekleidet, dann dürfen sie sich auch umschubsen. Hört sich gut an. Immer wieder was Neues anzubieten, ist nur zu oft schwierig. Für einen Laserraum, durch den man sich geschickt bewegen muss, um keinen Alarm auszulösen, muss Klaus Kläre extra einen Lehrgang zum Laserschutzbeauftragten machen. „Paula, wann läuft eigentlich mein Entenbändiger-Diplom aus?“– „Wieso, Blödmann?“

In Nottensdorf überquere ich die brüllend laute Bundesstraße. Ich gehe an der Bahn entlang nach Horneburg. Rechterhand der Bullenbruch, der als ökologische Ausgleichsfläche für die A 26 immer schöner wird. Es ist kurz vor Mittag und die Sonne kommt durch. Doch noch Sommeranfang.

Ich habe den Tipp bekommen, dass eine Pilgergruppe unterwegs nach Issendorf sein soll, zur Übernachtung. Im Horneburger Pfarrbüro weiß keiner was. Ich gehe denen mal entgegen, denn wer pilgert, geht ja auf einem Pilgerweg. Am Ortsausgang von Horneburg schaue ich mir noch die Wanderkarte an. Da wird die Hans-Much-Gedenkstätte als Sehenswürdigkeit gepriesen. Na, da gehört Trommeln wohl zum Handwerk. Ach: Hans Much war Medizinprofessor und hat viele Bücher, auch über Architektur geschrieben. Könnten die Horneburger ja mal eine Tafel aufstellen. Ich bin gerade auf der Grenze zwischen Horneburg und Neuenkirchen, da treffe ich auf die Pilgergruppe der Caritas Bremen. Sie sind auf dem Jakobsweg unterwegs und wollen von Hamburg bis nach Bremen. „Für die Jugendlichen ist es eine echte Herausforderung“, sagen Michaela Heere und Jens Jürgenbering, die die Jungs und Mädchen betreuen. Mit bis zu zwölf Kilogramm schweren Rucksäcken haben sich die Jugendlichen auch ganz schön was aufgeladen. 15 Kilometer wollen sie jeden Tag schaffen.

Wo die Aue zur Lühe wird, tauche ich ins Alte Land ein. Das Schild „Schlechte Wegstrecke“ schreckt mich nicht. Der Weg ist auch zu schön, führt er doch auf dem Lühedeich entlang, links der Fluss, rechts schöne Häuser. Das Wasser in der Lühe fließt Richtung Elbe. Ich versuche Schritt zu halten. Paula lässt sich treiben. So geht unser zweiter Wandertag zu Ende. Mal schauen, was das Alte Land noch so zu bieten hat.

Interaktive Karte

Nachfolgend eine interaktive Karte von Willis Wanderung. Mit Fotos und Videos zu den Stationen der Tour.

 

Der Brexit trifft den Landkreis

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Von Anping Richter, Daniel Beneke und Karsten von Borstel.„In unserer Hochzeitsanzeige stand: Positive Entwicklung der Europäischen Gemeinschaft: Dirk und Lucy haben geheiratet“, berichtet Lucy Vollmer. Das war 1996. Die mit dem Jorker Ratsherren Dirk Vollmer verheiratete Lehrerin und Tanzpädagogin lebt in Jork, ist aber schon seit Mittwoch bei ihrer Familie in Seaford im südenglischen Brighton.

Ihre Freunde in England seien ebenso geschockt und traurig wie sie. Besonders besorgt ist ihre Tochter Ellen, die in England ihr Abitur mit Fachrichtung Tanz macht und weiter in Richtung Bachelorabschluss studieren möchte. Im künstlerischen Bereich seien Dozenten und auch Studenten international orientiert. Viele von ihnen kommen aus dem europäischen Ausland oder wollen im europäischen Ausland studieren.

„Ob das noch geht, ist die Frage – nicht nur wegen der Freizügigkeit, sondern auch, weil es jetzt vielleicht zu teuer wird.“ Der Pfundkurs ist am Freitag stark abgestürzt, auf den niedrigsten Stand seit drei Jahrzehnten. Eine Freundin ihrer Tochter, die gerade aus Jork zu Gast ist, hat vorgestern erst Geld umgetauscht: „Hätten wir ein paar Tage damit gewartet, hätten wir wirklich Geld sparen können.“ Sorgen, berichtet Vollmer, machen sich jetzt auch Nachbarn, die aus Polen kommen und in England leben und arbeiten: „Hier arbeiten sehr viele Polen, sie wissen jetzt gar nicht, was aus ihnen wird.“

Die stellvertretende Buxtehuder VHS-Leiterin Petra Pokropp ist mehr als Großbritannien-affin. Sie wurde von Queen Elisabeth II. bei einer persönlichen Begegnung in Celle sogar für ihren Einsatz für das Vereinigte Königreich geadelt. Die Buxtehuderin setzt sich für die deutsch-britischen Beziehungen ein und pflegt Kontakte zur Botschaft in Hamburg. In Buxtehude hat sie mehrmals die „British Days“ mit Vorträgen über britische Lebensart, Geschichte und Politik organisiert. Sie steht in engem Kontakt zu vielen VHS-Sprachlehrern, die heute in Großbritannien leben.

„Dieses Ergebnis ist heartbreaking“, sagt Pokropp. Auf Deutsch: herzzerreißend. Die Brexit-Befürworter hätten eine zu individuelle und egoistische Sichtweise an den Tag gelegt und nicht an das große Ganze gedacht. Sie bedauert außerdem, dass im Wahlkampf von Gegnern nur Ängste geschürt worden sein. Aber: Sie liebe England und das Vereinigte Königreich weiterhin. Ihren nächsten Tripp auf die Insel hat sie bereits in Planung.

Gareth Leslie findet klare Worte für das Ergebnis: „Das ist ein Desaster“. Der in Stade lebende Musiker und Englischlehrer mit britischem Pass ist enttäuscht über die Entscheidung seiner Landsleute. Das Votum für einen Austritt aus der EU hat ihn „überrascht“. Besonders traurig sei das Votum für die Schotten, die nun gegen ihren Willen aus der EU gezerrt würden. „Ihr Wunsch, drin zu bleiben, wurde ignoriert und sie können nichts tun“, sagt Leslie und spricht von einer „schwierigen Situation für Großbritannien und Europa“.

Die politischen Folgen des Referendums, etwa den Rücktritt von Premierminister David Cameron, bedauert er. Leslie betont: „Ich bin ein Europäer und ich möchte es auch bleiben.“ Auch aus praktischen Gesichtspunkten fragt er sich, wie die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und Europa in Zukunft aussehen wird. Er hat Bankkonten in Deutschland und Großbritannien.

Die Frau des Jorker Kapitäns und Elblotsen Bernd Wesselhöft ist Schottin und zurzeit auf der Insel unterwegs. „Sie ist gegen den Brexit“, weiß er aus den vielen Gesprächen mit seiner Catriona, die seit mehr als 45 Jahren im Alten Land zu Hause ist. Die Nachricht von der Abstimmung hat das Paar, das ein Übersetzungsbüro betreibt, entsetzt: „Wir hatten gehofft, dass sie anders entscheiden.“ Die Folgen sind in ihren Augen „katastrophal“.

Betroffen macht sie, dass Schottland womöglich das Vereinigte Königreich verlassen wird. Überhaupt offenbare das Referendum einen Generationenkonflikt. Während die Jüngeren für den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union waren, stimmten die Älteren mehrheitlich für den Austritt. „Desaströs“, meint Wesselhöft, der die Sorge hegt, dass der Irlandkonflikt wieder aufflammen könnte.

„Ich konnte es nicht glauben“, sagt der Sportler Ben Murray, der als Sohn eines in Beckdorf lebenden Engländers neben dem deutschen auch einen britischen Pass besitzt. Seine erste Reaktion zum Brexit: „Ich verstehe es nicht wirklich.“ Der derzeit aktive Fußballer beim Buxtehuder SV und ehemalige Handballer beim SV Beckdorf ist am Tag nach der Entscheidung nach eigenen Worten nur noch „sprachlos“.

Mit einem Votum für den Brexit hatte er nicht gerechnet: „Ich bin total überrascht.“ Gespräche mit Freunden und Verwandten in Großbritannien haben ein gemischtes Stimmungsbild ergeben: „Das ist so ungefähr fifty-fifty“, meint Murray. Die Tragweite der Entscheidung seiner Landsleute kann er noch nicht abschätzen, weiß nur: „Es wird kompliziert.“

„Jetzt ist aus Great Britain über Nacht Little Britain geworden“, sagt Merle Busch. Sie stammt aus dem Alten Land, lebt aber schon seit mehr als 15 Jahren in London. Mit ihrem Lebenspartner, einem Engländer, hat sie zwei Kinder. Verheiratet sind sie nicht – aber eine gute Freundin hat Busch gleich am Morgen nach dem Brexit gefragt, ob sie nicht ihre Brautjungfer werden kann. „So übereilt müssen wir jetzt wohl nicht reagieren“, sagt sie.

Ziemlich geschockt war sie aber schon, als ihr Partner ihr gleich nach dem Aufstehen sagte: „Wir sind raus.“ Allerdings überlegt sie, die im Bereich Werbung und Marketing gearbeitet hat und sich nach ein paar Jahren Familienpause gerade erst wieder nach Jobs umsieht, jetzt, ob sie sich nicht besser beeilen sollte. Denn rechtlich könnte sich für Arbeitnehmer aus dem Ausland einiges verändern, fürchtet Busch. Sie findet, dass Premier Cameron mit seinem lange diskutierten Brexit-Volksentscheid zu hoch gepokert hat: Immerhin sei ihr Urlaub gebucht – jetzt, nach dem Absturz des Pfunds, dürften die Preise steigen.

Das sagt die Wirtschaft zum Brexit

Bei Airbus äußerte sich Chef Tom Enders: „Durch dieses Resultat verlieren beide: Großbritannien und Europa.“Mit Blick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen hoffe er, dass den Betroffenen durch den Brexit ein möglichst geringer Schaden entsteht. Großbritannien werde leiden, doch er sei überzeugt, das Land werde sich auf die Wettbewerbsfähigkeit fokussieren. „Natürlich werden wir unsere Investitionsvorhaben in Großbritannien überdenken“, so Enders.

Dieter Schnepel, Werkleiter der Dow in Stade möchte die konkreten Auswirkungen nicht bewerten. „Dow Stade profitiert vom europäischen Binnenmarkt, der mit dem Austritt Großbritanniens kleiner und weniger attraktiv wird“, so Schnepel. Der Ausgang des Referendums sei aus seiner bedauerlich, als demokratische Entscheidung aber zu respektieren. „Konkrete Auswirkungen auf die Produktion und den Absatz von Dow in Stade erwarten wir zunächst allerdings nicht“, so der Dow-Werkleiter.

Die IHK in Stade bedauert den Ausgang des Referendums. „Großbritannien ist der drittgrößte Abnehmer deutscher Produkte weltweit mit einem Handelsvolumen von 127 Milliarden Euro“, sagt Hubert Bühne, Leiter der Abteilung International. Im beiderseitigen Interesse sollten alle daran arbeiten, die negativen wirtschaftlichen Folgen so gering wie möglich zu halten. Für die anderen Mitgliedstaaten sollte der Brexit ein Weckruf sein, enger zusammenzuarbeiten, um nicht die Errungenschaften des Binnenmarktes aufs Spiel zu setzen.

Zu wenig Geld für die Krankenhäuser

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Das sind zwei der Fragen, mit denen sich aktuell die Politik und der Aufsichtsrat der Kliniken befassen. Grund sind anonyme Schreiben, Anfragen des Vereins Work-Watch aus Köln und eine daraus resultierende Initiative der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Es gibt in diesem Zusammenhang auch Kritik am Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Kai Holm.Im Kern ist das Problem bekannt und nicht wegzudiskutieren. Viele der etwa 2400 Mitarbeiter der Elbe Kliniken – 1700 in Stade und um die 700 in Buxtehude – bekommen zu wenig Geld, für das was sie leisten. Bei der Krankenhausfinanzierung werden die Betriebskosten, also alle Kosten, die für die Behandlung von Patienten entstehen, von den Krankenkassen finanziert – in der Theorie. In der Praxis reichen die Zahlungen oft nicht aus, um die tatsächlichen Kosten vor Ort zu decken. Die Investitionskosten werden hingegen durch die Bundesländer finanziert – diese Gelder reichen oft auch nicht aus.

Um konkurrenzfähig zu bleiben und um nicht irgendwann an einen privaten Betreiber verkauft zu werden, investieren die Elbe Kliniken regelmäßig eigenes Geld aus dem erwirtschafteten Überschuss. Bereinigt durch Effekte, die nichts mit dem Wirtschaftsjahr zu tun haben, waren das 2,5 Millionen Euro in 2015. Allein die Personalkosten lagen bei 104 Millionen Euro.

Ein großer Teil der Kliniken in Niedersachsen arbeitet mit Verlusten. „Was mit den Krankenhäusern gemacht wird, ist unglaublich“, sagt Elbe-Kliniken-Geschäftsführer Siegfried Ristau. Das System sei chronisch unterfinanziert und am Rande der Belastbarkeit. Demnächst würden neue Rahmenbedingungen greifen, die die Situation noch verschlimmern würden. „Das könnte aus der direkten Feder der Krankenkassen stammen“, so Ristau.

„Ristau investiert in Beton und nicht in Köpfe“, heißt es bei den Mitarbeitern im Klinikum. Aber: die Elbe Kliniken halten sich am Markt. Häuser wie die Kliniken in Cuxhaven, Zeven und Bremervörde konnten auch aufgrund eines Investitionsstaus und der zu spät erfolgten Spezialisierung nicht allein weiter bestehen. Zeven und Bremervörde werden bekanntlich rückwirkend zum 1. Januar 2016 von der Gesellschaft der Elbe Kliniken übernommen – zu 51 Prozent. Die anderen 49 Prozent bleiben beim Kreis Rotenburg, der auch noch viele Millionen in den nächsten Jahren in die beiden Krankenhäuser stecken muss. Die Elbe Kliniken haben 2007 den kommunalen Arbeitgeberverband und damit die Tarifbindung verlassen. Auch das ist ein Grund für die Konkurrenzfähigkeit. Wie viel weniger Mitarbeiter der Elbe Kliniken im Vergleich mit Krankenhäusern wie in Hamburg, Winsen oder Buchholz verdienen, ist so pauschal schwer zu sagen.

Aus Sicht des Buxtehuder Betriebsrates könnten es schon mal bis zu 300 Euro sein. Neben dem Problem der schlechteren Bezahlung ist laut Josefa Meyer, stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrats in Buxtehude, auch die fehlende Gehaltsstruktur ein Problem, das durch drei relevante Gesellschaften noch vergrößert wird. Die Buxtehuder haben deshalb auf der jüngsten Sitzung des Aufsichtsrates den Antrag gestellt, einen Haustarifvertrag einzuführen. Das wird aktuell geprüft.

Kai Holm sagt, dass die Einführung des Tarifvertrags Öffentlicher Dienst für alle Berufsgruppen sein persönliches Ziel sei, aber dass es „bei einer Gewerkschaftsmitgliedsquote von unter fünf Prozent im Elbe Klinikum Stade keine wirkliche Streit-Macht“ gebe. In Buxtehude ist der Organisationsgrad etwas höher. „Unter zehn Prozent“, sagt Josefa Meyer.

„Herr Ristau ist ein sehr guter Geschäftsführer und es ist ein Glücksfall, dass wir ihn haben“, sagt Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber, die aktuell stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Elbe Kliniken ist. Es gibt bundesweite Vergleiche, die besagen, dass die Mitarbeiter im Schnitt etwas mehr verdienen als Beschäftigte in anderen Krankenhäusern, was dann automatisch zur Frage führt, ob das Geld richtig verteilt wird. In Berufen, wo es schwer ist jemanden zu finden, gibt es inzwischen mehr Geld. So kann es passieren, dass eine Reinigungskraft ohne Qualifikation mehr verdient als eine Fachkraft mit Ausbildung.

Zum Vorwurf, internen Kritikern würden arbeitsrechtliche Maßnahmen drohen, verweist Geschäftsführer Ristau auf die Zahlen. Bei 2400 Mitarbeitern habe es in den vergangenen drei Jahren fünf Arbeitsgerichtsverfahren gegeben. Das sei ein absolut normaler Wert.

Die Schreiben von Work-Watch sind an mehrere Stellen in den Elbe Kliniken eingegangen. Unter anderem haben die Betriebsräte der Kliniken in Buxtehude und Stade sie bekommen. Beide Antworten liegen dem TAGEBLATT vor. Durch die Antworten wurde unter anderem deutlich, wie groß die Zahl der Überstunden ist, die in Stade und Buxtehude angefallen sind. Etwa 50 000 in Stade und 28 000 in Buxtehude.

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Kai Holm wurde im Work-Watch-Schreiben auch nach seiner Doppel- und demnächst Dreifachfunktion als Betriebsrat, SPD-Abgeordneter im Rat der Stadt Stade und nach der Kommunalwahl im September höchstwahrscheinlich als Kreistagsabgeordneter befragt.

„Im Rat achte ich unter anderem darauf, dass dem Stader Klinikum und seiner Belegschaft nichts Schlechtes widerfährt und vor allem kein Outsourcing oder gar Privatisierung erfolgt“, sagt Holm. Das Klinikum und seine Belegschaft seien ihm Herzensangelegenheit. „Das ist kein lnteressenskonflikt, sondern die noch bessere Möglichkeit zur Wahrung von Arbeitnehmerinteressen auch im politisch gestaltenden Raum“, so Holm. Dass er dabei einigen arbeitgeberorientierten Mitmenschen auf die Füße getreten sei, gehöre dazu – ebenso wie die Vorwürfe, nicht genug für die Beschäftigten getan zu haben. „Da mein Arbeitsstil eher konsensorientiert und weniger laut ist, gibt dies Andersdenkenden immer wieder Anlass zur Kritik.“ Holms bestes Argument: Für seine Funktionen im Betriebsrat und im Rat der Stadt ist er wiederholt demokratisch durch Wahlen legitimiert worden.

Obwohl die anonymen Schreiben und die Anfrage von Work-Watch vorlagen, haben nur die Grünen öffentlich reagiert. Für den Wunsch der Kreistagsfraktion, sich in den politischen Gremien mit dem Thema auseinander zusetzen, fand sich aber keine Unterstützung. Der Aufsichtsrat sei das allein zuständige Gremium dafür, lautet die Begründung. Mit der Ausgliederung in eine eigene Gesellschaft habe der Kreistag die Verantwortung abgegeben. Aus Sicht der Grünen eine falsche Entscheidung: Der Aufsichtsrat sei weder fähig noch willens, die Probleme bei den Elbe Kliniken wirklich anzugehen. Es fehle das Vertrauen in diesen Aufsichtsrat, so Grünen-Fraktionschef Ulrich Hemke.

Der Kommentar von Karsten WisserEigentum verpflichtet

In der Gemengelage zwischen Mitarbeitern, die unbestreitbar zu wenig verdienen, und dem Wunsch, eine Privatisierung der Kliniken oder eine dauerhafte Subventionierung durch die Hansestadt Stade und den Landkreis zu verhindern, ist es schwer, einen klaren Kurs zu finden. Wesentliche Verbesserungen sind nur zu erreichen, wenn die Finanzierung auf Bundesebene sichergestellt wird. Im Gesundheitssystem werden pro Jahr 300 Milliarden Euro ausgegeben. Eine auskömmliche Finanzierung der Kliniken muss damit möglich sein. Ist es das nicht, versagt die Politik, die den gesetzlichen Rahmen vorgibt.Angesichts der derzeitigen Rahmenbedingungen machen die Mitarbeiter, die Geschäftsführung und auch die Betriebsräte in Stade und Buxtehude an den Elbe Kliniken eine gute Arbeit, von der viele Menschen profitieren. Es gibt genügend Beispiele im Umfeld, dass es deutlich schlechter laufen kann. Das heißt aber nicht, dass der Kreistag und der Rat der Stadt Stade sich komplett aus der Verantwortung ziehen können. Formal mag das in Ordnung sein, angesichts der Bedeutungen der Krankenhäuser für die Gesundheitsversorgung in der Region ist es das politisch nicht. Eigentum verpflichtet.

Absolventen erhalten ihre Urkunden

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„Wir sind stolz auf Sie“, sagte Professor Garabed Antranikian, Präsident der Technischen Universität Hamburg (TUHH) am Sonnabend in seiner Rede vor rund 1 200 Gästen in der Friedrich-Ebert-Halle. „Sie stehen nun als Alumni der TUHH vor dem Beginn ihrer beruflichen Laufbahn als Ingenieure. Als Mitglieder der TUHH-Familie bleiben Sie auch künftig ihrer Alma Mater verbunden.“ Mit traditionellen Hüten und Schärpen zogen die Absolventen unter Applaus in die Halle ein. Vom September 2015 bis Februar 2016 hatten insgesamt 686 Studenten, davon 58 Doktoranden ihren Abschluss gemacht. Zur Feier kamen davon rund 400.

Für die musikalische Untermalung sorgten der A-Capella-Chor SingING und der Schulchor „Gospel Train“ unter der Leitung von Peter Schuldt. Durch die Veranstaltung führte Dr. Dietmar Dunst, Leiter des Servicebereichs Lehre und Studium. Der Abend fand seinen Höhepunkt mit der Überreichung der Urkunden an die jungen Ingenieure.

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