Das TAGEBLATT hat die Geschäftsleute gefragt, was ihre Beweggründe sind.Einen Modellbau- und Bastelladen gibt es an dieser Stelle am Petri-Platz in Buxtehude seit fast 40 Jahren. Inga Rolfs betreibt BS-Modellbautechnik seit sechs Jahren. „Demnächst ist Schluss“, sagt Inga Rolfs. „Der inhabergeführte Einzelhandel in den Innenstädten stirbt. Einzelhandel ohne Online-Handel funktioniert heute nicht mehr“, sagt die Geschäftsfrau. Sie will weiter im Geschäft bleiben, aber nicht in Buxtehude. Hohe Miete, keine Parkplätze vor der Tür, keine Möglichkeit, die ferngelenkten Rennautos vor der Tür beim Verkauf oder nach einer Reparatur auszuprobieren, und dann die Dauerbaustellen, die dafür sorgen, dass diesen Teil der Innenstadt per Auto nur wirklich ortskundige Käufer anfahren können – das sind die Gründe, warum der Standort für BS-Modellbautechnik neben der Online-Problematik nicht mehr funktioniert. Das neue Ladengeschäft will Inga Rolfs in ihrem Wohnort Kutenholz aufbauen. Dort gibt es dann auch genug Raum, um den aus dem neuen Internethandel resultierenden Versand zu organisieren. In den beengten Verhältnissen am Petri-Platz sei das nicht möglich, sagt Inga Rolfs. Um die Kunden nach Kutenholz zu locken, soll das Geschäft extra lange Öffnungszeiten bekommen, damit die Bastler nach der Arbeit kommen können. Wann der Umzug genau stattfindet, hängt davon ab, wann die neue Internetseite fertig ist. „Wenn wir so etwas machen, wollen wir es auch richtig machen“, sagt Inga Rolfs. Der neue Versandhandel soll europaweit funktionieren. Einen neuen Namen gibt es bereits. HoMoTec. Das steht für Hobby, Modellbau und Technik. Die neue Internetadresse soll auch demnächst bekanntgegeben werden.
Den Weg in den internetgestützten Versandhandel will Simone Frenzel nicht mehr mitgehen. Sie betreibt Frenzels Laden in der Straße „Bei der Kirche“ seit sechs Jahren. Die Idee, schickes Design mit Lebenskultur zu verbinden, hat dabei einige Jahre gut funktioniert. Mit Sonderaktionen wie Weinproben wurden die Kunden gelockt. Aber: „Ich verkaufe hier Dinge, die sich nicht verbrauchen und irgendwann hatten meine Kunden alles“, sagt Simone Frenzel. Richtig bergab ging es durch die Baustellen. Erst die am Rathausquartier und anschließend die in der Fischerstraße. Diese letzte Baustelle habe sie 30 Prozent des Umsatzes gekostet. Auch neue Kunden zu finden, in einem Teil der Altstadt, der wenig Laufkundschaft bietet, sei schwer. Zum 1. Oktober macht sie den Laden dicht. Aus früher vier Angestellten ist noch eine geworden und das Geschäft ist montags und dienstags geschlossen.
Eine ganze andere Stimmung herrscht bei Silke Mirbach. Die Chefin des florierenden Cafés Süße Sünde hat in der Breiten Straße gegenüber vom historischen Rathaus gerade ein zweites Geschäft in einem Teil der früheren Räume von „Wolf und Wolf“ aufgemacht. Dort gibt es aktuell Frozen Yoghurt und dänisches Softeis zum Selberzapfen. „Ich habe das Konzept in Berlin gesehen und dachte mir, dass Buxtehude das auch gebrauchen kann“, sagt sie. Der Ansturm der Kunden in den ersten Wochen gibt ihr Recht. 500 bis 800 Kunden kommen an Wochentagen. An Sonnabenden sind es über 1000.
Frozen Joghurt ist in anderen Ländern schon beliebt. Offenbar funktioniert das Konzept auch in Norddeutschland. Silke Mirbach will das Angebot der neuen „Süssen Sünde“, die mit doppel ss statt ß geschrieben wird, kontinuierlich erweitern. In dieser Woche gibt es dort auch heiße Getränke. „Das wird hier eine Männerecke“, sagt Silke Mirbach. Wenn die Herren keine Lust darauf hätten, die Frau oder Tochter zum Einkaufen bei H&M oder C&A zu begleiten, könnten sie hier mit einem direkten Blick und gutem Kaffee warten. Silke Mirbach und ihr Ehemann Horst Burfeindt haben die rund 140 Quadratmeter für zehn bis 15 Jahre gemietet. „Ich staune auch immer wieder, wie gut die Ideen meiner Frau sind“, sagt der erfolgreiche Partner einer renommierten Hamburger Steuersozietät. Buxtehude brauche originelle Geschäfte, die Menschen begeistern und in die Stadt locken würden.
Auch für die Wintermonate hat sich Silke Mirbach schon etwas ausgedacht. „Wir bauen hier drin eine Suppenküche auf“, sagt sie. Suppen to go. Sie geht davon aus, dass das funktioniert, und bisher lag sie damit richtig. Auch der zweite Teil des ehemaligen Wolf-und-Wolf-Ladens ist inzwischen vermietet. Dort gibt es unter dem Namen Orient anatolische Spezialitäten.
Einen Neustart probiert Felicitas Berchtold mit dem Frauenzimmer am Westfleth. Sie will dort „einfach schöne und individuelle Mode“ anbieten. Sie träume seit 20 Jahren von einem eigenen Modegeschäft und jetzt, wo die Kinder groß seien, sei der richtige Moment dafür. Sie will Ende nächster Woche eröffnen und verspricht. Bei mir gibt es nur Sachen, die es in Buxtehude bisher noch nicht gibt. Im Buxtehuder Einzelhandel ist Felicitas Berchtold kein Neuling. Sie hat viele Jahren bei Hermann – Schönes Leben am Nordviver gearbeitet.