Herr Eggenschwiler, Ihr Flughafen erhält den Namenszusatz „Helmut Schmidt“. Ein Einschnitt für den Airport Hamburg?
Kein Einschnitt, aber eine Bereicherung und eine positive Ergänzung. Helmut Schmidt war eine wichtige Persönlichkeit für Hamburg, der viel für den Flughafen getan hat und der auch eine internationale Ausstrahlung hatte.
Wird es einen großen Namenszug am Flughafengebäude geben?
Das ist noch nicht festgelegt, derzeit werden verschiedene Möglichkeiten geprüft. Wir bleiben der Hamburg Airport, mit dem Zusatz „Helmut Schmidt“. Auch unser Kürzel HAM ändert sich nicht.
Der Flughafen hat 2015 mit 15,6 Millionen Reisenden einen neuen Rekord aufgestellt – mal wieder. Was sind die Gründe?
Die Wirtschaft in Hamburg und in der Region ist stark, es gibt zudem einen funktionierenden Tourismus. Hinzu kommt das gute Angebot der Fluggesellschaften. Airlines wie Ryanair und Easy Jet haben Hamburg entdeckt, auch Germanwings hat sich hier sehr dynamisch entwickelt.
Geht es so weiter?
Für dieses Jahr sehen wir ein bescheideneres Wachstum, wir planen mit knapp zwei Prozent. Für die nächsten etwa zehn Jahre erwarten wir ein durchschnittliches Plus von zwei bis drei Prozent pro Jahr.
Nähert sich der Flughafen der 20-Millionen-Marke?
Ja, vielleicht irgendwann in den 20er Jahren.
Reicht dafür die Kapazität in Fuhlsbüttel?
Wir können 20 Millionen Passagiere vertragen. Die Prognosen sind aber schwierig und hängen auch von künftigen Trends in der Luftfahrt ab, die schwer vorherzusehen sind. So bauen die Airlines aktuell deutlich mehr Sitze in ihre Flugzeuge. Das heißt: Es muss gar nicht mehr Flüge geben, um mehr Passagiere zu befördern.
Das Wachstum hat eine Kehrseite. Die Zahl der Fluglärmbeschwerden hat deutlich zugenommen. Können Sie Anwohnern Hoffnung machen, dass es leiser wird?
Beim Fluglärm kommt es auf die Perspektive an. Die Luftfahrt hat in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Verglichen mit 1997 ist der Lärmteppich des Flughafens um 30 Prozent kleiner geworden. Aber wir haben uns alle sehr an diese Fortschritte gewöhnt.
Das heißt, die Menschen sind nur empfindlicher als früher?
Die Sensibilitäten sind größer geworden. Das ist ein gesellschaftliches Phänomen, das nicht nur den Flugverkehr betrifft. Die Beschwerdestatistik für 2015 ist in keinster Weise mit den Vorjahren vergleichbar, da die Zählweise umgestellt wurde.
Was tut der Airport, um Lärm zu verringern?
Einiges. Wir haben ein Gebührenmodell, das leise Flugzeuge belohnt. Das hat dazu geführt, dass in Hamburg durchweg Flugzeuge der neuesten Generation eingesetzt werden. Die Low-Cost-Airlines sind mit dem modernsten und damit leisesten Fluggerät unterwegs. Außerdem fliegen einige Maschinen jetzt aus einer größeren Höhe an, auch das verringert den Lärm.
Besonders gestört fühlen sich Anwohner durch die Zunahme später Flüge nach 22 oder gar nach 23 Uhr. Wird es nicht Zeit, dagegen etwas zu unternehmen?
Wir werden zu diesem Thema in Kürze mit den Fluggesellschaften eine Vereinbarung treffen, um die Pünktlichkeit noch besser zu machen, als sie schon ist.
Die Bürgerschaft hat vor einem Jahr 16 Punkte gegen Fluglärm beschlossen, umgesetzt ist davon bisher wenig. Ähnlich ergeht es der von Politik und Bürgerinitiativen vereinbarten Fluglärmschutz-Allianz, zu der auch der Airport gehört. Ist der Runde Tisch schon am Ende?
Das sehe ich überhaupt nicht so. Wir haben weiterhin das Ziel, in der Allianz in den Dialog mit den Initiativen zu kommen. Den sollten wir aber über Fakten führen und nicht vorher lange über Formulierungen streiten. Klar ist jedoch, dass die Allianz kein Beschlussgremium sein kann. Dafür gibt es die gesetzliche Fluglärmschutzkommission. Eine Konkurrenzveranstaltung kann es nicht geben.
Die Initiativen fordern, die Präambel der Allianz müsse das Ziel Fluglärm-Verringerung nennen. Warum lehnen Sie das ab?
Ich kann mich nicht dafür einsetzen, Kapazitäten am Flughafen abzubauen. Wir haben eine doppelte Standort-Verantwortung. Es gibt am Flughafen 15 000 direkte und noch einmal 10 000 indirekte Arbeitsplätze. Außerdem ist die Wirtschaft der Stadt auf einen funktionierenden Airport angewiesen. Zugleich nehmen wir unsere Nachbarn ernst und tun für diese das, was wir tun müssen. Übrigens nicht erst seit dem 16-Punkte-Plan.
Die Initiativen drohen mit Klage, sollte die Allianz scheitern. Beunruhigt?
Ich weiß nicht, ob eine Klage der richtige Weg wäre. Und ich weiß auch nicht, gegen was geklagt werden soll. Der Flughafen tut nichts Ungesetzliches.
Eine Hoffnung auf weniger Lärm gilt dem besonders leisen neuen Flugzeugtyp A 320neo. Wann kommt die Maschine nach Hamburg?
So weit ich weiß, soll das erste Flugzeug noch im Januar an die Lufthansa ausgeliefert und dann auch relativ früh in Hamburg eingesetzt werden.
Der Flughafen
Der 1911 gegründete Hamburger Flughafen ist der älteste noch betriebene Zivil-Airport weltweit und mit der Rekordzahl von 15,6 Millionen Passagieren (2015) der fünftgrößte in Deutschland. Nach Angaben der Stadt sorgt der Airport für insgesamt etwa 15 000 Arbeitsplätze, einschließlich Lufthansa-Werft. Die Flughafen-Gesellschaft gehört zu 51 Prozent der Stadt, zweiter Großeigner ist der kanadische PSP-Fonds.