Er soll aber erst unterzeichnet werden, wenn die Nachfolge geklärt ist. „Schade“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Michael Roesberg, „sie hat das gut gemacht und wir hätten gerne mit ihr weiter gemacht.“Kein Frust, kein Zorn, keine Erschöpfung – Biologin Häse will ihrem Leben einfach eine Wendung geben. Wenn ihr Ehemann in absehbarer Zeit in Rente geht, möchte sie mehr Zeit mit ihm genießen. Sie möchte ihre Schwester samt Familie in den USA besuchen und sich mehr um ihre Eltern in Nürnberg kümmern. Dafür sucht sie eine Arbeitsstelle, die ihr diesen Raum lässt. Häse denkt an einen Lehrauftrag oder eine koordinierende Aufgabe.
Denn das hat die Fachfrau für Botanik, Gewässer- und Meereskunde gelernt: Haushaltspläne aufstellen, Handwerker-Einsätze koordinieren, Abläufe strukturieren, Entscheidungen treffen, Beschäftigte führen und im Hauptjob natürlich Ausstellungen organisieren – wer solch eine Institution wie das Küstenmuseum Natureum leitet, „muss ein Allroundtalent sein“, sagt auch Landrat Michael Roesberg.
Ihm werden jetzt die Bewerbungen auf den Tisch flattern. Ein Stellenangebot steht heute im TAGEBLATT. Und das war auch der Grund, warum Clivia Häse ihren geplanten Abgang, von dem Arbeitgeber und Insider schon länger wissen, jetzt öffentlich macht.
„Es gab für mich in den vergangenen Jahren nur das Natureum und nichts anderes. Es war mein letzter Gedanke abends und der erste morgens“, sagt die Noch-Geschäftsführerin und Betriebsleiterin, die viele Projekte und Umbauten wuppte und sich 2015 über wieder steigende Besucherzahlen (33 000) freute.
Eine Perle in nahezu unberührter Natur nennt Clivia Häse das Haus, das mit seinem Mix aus Museum, Park und Zoo und seiner ganzheitlichen Arbeit einen ganz besonderen Charme habe. „In das Natureum muss man sich einfach verlieben“, lacht die in der Wingst lebende Betriebsleiterin, die im Januar 2010 von einem Forschungszentrum in Geesthacht nach Balje gewechselt war.
Nun baut sie darauf, dass ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin den Reiz der Aufgabe ebenfalls zu schätzen weiß und die Arbeit erfolgreich fortsetzt. Sie selbst will sich nach dem Ausstieg ehrenamtlich weiter engagieren – als aktives Mitglied im Förderverein.
„Der Landkreis Stade hat uns immer sehr unterstützt und Rückendeckung gegeben.“ Häse findet es richtig, dass nicht nur neue Gebäude entstehen, sondern auch in den Altbestand investiert wird, so wie gerade im Bereich Haustechnik. Zwei neue Stellen werden die Personaldecke etwas verbessern. „Ich verlange allen viel ab“, weiß die Chefin, mancher Mitarbeiter habe bis zu drei Jobs an der Backe. „Aber wer hier im Natureum arbeitet, tut das, weil er sich damit identifiziert.“
Neu ist in diesem Jahr die Eigenregie bei Café und Shop. Den Vertrag mit dem Pächter hat man nicht verlängert. Das dürfte die Kundennähe verbessern. Und so wächst die Zahl der Beschäftigten (darunter auch etliche Minijobber) von zehn auf 20. Viele Neuerungen hat Clivia Häse auf den Weg gebracht und abgeschlossen. Eine Zukunftsaufgabe ist und bleibt das Außengelände.
Mythos Monster
Das Natureum ist zurzeit nur sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, ab 15. März wieder dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Zu erleben sind unter anderem die Dauerausstellung Lebensader Elbstrom, die Schau 25 Jahre Natureum, der Küstenzoo und der Küstenpark. Ab 25. März eröffnet das Museum die Sonderausstellung „Mythos Monster – Seeungeheuer, Bigfoot & Co.“. Am 20. März um 11 Uhr gibt es eine Signierstunde mit Ole West, dessen Bilderausstellung an diesem Tag im Turm eröffnet wird.