Knapp ein Drittel der Taten konnten aufgeklärt werden, unterstrich Oestmann am Donnerstagmorgen bei der Vorstellung der Kriminalstatistik der Polizeiinspektion Stade.
Doch die Einbrecher sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. „Mit unserer Aufklärungsquote von 29,9 Prozent bei den Wohnungseinbrüchen liegen wir landesweit vorn, niedersachsenweit konnten 2015 nur 22 Prozent aufgeklärt werden“, unterstrich der Polizeidirektor. Während im Süden des Kreises – sprich im Raum Buxtehude – die reisenden Täter eine große Rolle spielten, seien im Stader Bereich vor allem örtliche Täter aktiv. Fast 100 Einbrüche gingen auf das Konto von drei Jugendlichen aus Stade, ein 17-Jähriger aus der Gruppe sitzt in Untersuchungshaft. Ein 45-Jähriger wanderte ebenfalls hinter Gitter.
Jeder dritte Einbruch scheiterte allerdings bereits im Versuchsstadium, so der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, Detlef Meyer. Einbrecher wollten den leichten, schnellen Erfolg. Deshalb sei es wichtig, die Wohnung – vom Fenster bis zur Tür – mit Riegeln und Schlössern – ordentlich zu sichern. Das Präventionsteam der Polizei berate Bürger kostenlos zu Hause (04141/102109). Wichtig sei es, Verdächtige sofort über den Notruf 110 zu melden und sich ihre Kennzeichen zu notieren, ergänzt Polizeisprecher Rainer Bohmbach. „Wir wünschen uns den wachsamen Nachbarn“, so Oestmann. Die Polizei habe die Täter im Visier.
Die Kunden der Polizei sind international, die Einbrüche der reisenden Täter oft bandenmäßig organisiert. Unter anderem sind Chilenen und Südosteuropäer aktiv. Erstere verschifften „ganze Hausstände“, Letztere geben sich „mit Bargeld und Schmuck“ zufrieden. Im Süden profitierten die Kriminellen von S-Bahn und Autobahn. Auch Hamburger reisten mit der Bahn an, um tagsüber einzubrechen. Die 566 Einbrüche seien „besorgniserregend“, allerdings gab’s Anfang der 1990er Jahre bis zu 888 Einbrüche pro Jahr.
Doch nicht nur die Einbrecher, auch die Taschendiebe machen Ärger. Die Zahl stieg von 134 auf 173. An den Bahnhöfen schlugen die Diebe 50 Mal zu – in Stade und Buxtehude. Weitere Schwerpunkte sind die Innenstädte. Kaum ein Täter – in der Regel Meister ihres Fachs, die regelmäßig die Stadt wechseln – wird gefasst; gleichwohl hat die Polizei einige, teils vorbestrafte Täter ermitteln können, auch aus Nordafrika und aus Südosteuropa.
Erfreulich sei der Rückgang bei den Fahrraddiebstählen, so Oestmann. 857 Zweiräder wurden 2015 gestohlen, vor einigen Jahren verschwanden noch mehr als 1000. Das sei letztlich ein Erfolg intensiver Ermittlungsarbeit und der vielen Präventionskampagnen (www.speichenkommissar.de). 32 Prozent der Fälle wurden aufgeklärt. Schwerpunkte sind Bahnhöfe und Bäder; Buxtehude bleibt mit 497 gestohlenen Drahteseln die Hochburg der Fahrraddiebe.
Die Zahl der Ladendiebstähle (779) ist rückläufig, genauso wie der Bereich der Vermögens- und der Fälschungsdelikte (1852), vom Versandbetrug bis zum Bezahlen mit gestohlenen EC-Karten.
Zugenommen haben dagegen die Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Hier gingen im Vorjahr 664 Anzeigen ein. Vor allem die Streifenpolizisten trafen immer wieder Autofahrer an, die unter Cannabis- oder Marihuana-Einfluss am Steuer saßen.
Übrigens: Entgegen landläufiger Vorurteile sind Flüchtlinge in der Kriminalitätsstatistik allenfalls eine Fußnote. 45 Taten seien seit November registriert worden, darunter 22 Diebstähle und acht Körperverletzungen, denen in der Regel Streitereien in der Unterkunft zugrunde lagen. Knapp die Hälfte der Täter wohne nicht im Kreis, sondern etwa in Hamburg.
Insgesamt registrierte die Polizeiinspektion im Jahr 2015 11825 Straftaten, ein Minus von 2,4 Prozent. Davon entfielen 4951 auf den Bereich der Diebstähle – ein Anstieg um 182 Fälle. Vor allem in Buxtehude trieben sich mehr Diebe herum.
Von den insgesamt 4810 Tatverdächtigen waren 1206 unter 21 Jahre alt. Die Aufklärungsquote konnte insgesamt mit 62 Prozent gehalten werden. Das Risiko, zum Opfer einer Straftat zu werden, sei im Landkreis Stade mit 5989 Straften auf 100 000 Einwohner deutlich geringer als im Landesschnitt (7263). Oestmanns Fazit: „Es lebt sich sehr sicher im Landkreis.“
Weitere Zahlen aus der Statistik:
Im vergangenen Jahr zählte die Polizeiinspektion Stade sieben Straftaten gegen das Leben – also Tötungsdelikte oder Versuche, einen Menschen umzubringen. Alle Verbrechen konnten aufgeklärt werden. Dabei sticht der Mord an einem 61-Jährigen in der Buxtehuder Schröderstraße heraus. Die Tat ereignete sich zwar bereits im Oktober 2014, die Ermittlungen waren allerdings erst 2015 abgeschlossen. Der drogenabhängige und psychisch kranke Täter wurde zu einer Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. „Mord lohnt sich nicht, die kriegen wir alle“, resümiert Polizeisprecher Rainer Bohmbach.
Das vergangene Jahr sei, was schwere Straftaten angeht, „relativ ruhig“ verlaufen. Aber: Bei den Sexualdelikten war eine leichte Steigerung zu verzeichnen – von 103 im Jahr 2014 auf 117 Taten. Allein 25 Mal fiel ein 44-jähriger Exhibitionist in Altkloster auf, der sich bereits seit 2010 immer wieder nackt in Wohnvierteln zeigte. Nicht alle Sexualstraftaten werden von den Ermittlern öffentlich gemacht: „Opferschutz steht an erster Stelle.“
Bei den Rohheitsdelikten, zu denen etwa Raub, Menschenhandel, Nötigung und Körperverletzung zählen, wurden 1691 Taten aktenkundig – leicht unter Vorjahresniveau. Auffällig ist die Steigerung bei den Raubdelikten von 109 auf 132 Taten. Vielfach waren es jugendliche Täter (27 Taten), gezielt suchten sich die Täter insbesondere Frauen aus, um an Bargeld und Handy aus den Handtaschen zu kommen. Aufklärungsquote: 62 Prozent. Zwei Intensivtäter aus Buxtehude und Stade, 14 und 16 Jahre alt, konnten überführt werden. Sie landeten hinter Gittern.
39 Mal beschäftigten sich die Beamten mit Anzeigen, die sich um das Wohl der eigenen Kollegen drehten: Die Hemmschwelle, Widerstand gegen Polizisten zu leisten, sinke. Einige seien verletzt worden. Der Respekt sei verloren gegangen.