„Das ist nicht so schwierig“, sagt der Mediziner. „Sie müssen die richtigen Eltern haben.“ Die Gene seien entscheidend. Helfen könne aber auch ein gesunder Lebensstil: „Es hängt davon ab, wie viel Gift Sie Ihrem Körper zuführen.“ Wer zum Beispiel raucht, sterbe statistisch gesehen sieben Jahre früher. „Alkohol schadet in kleinen Maßen nicht“, betont Gehrke. Im Gegenteil: Das „berühmte Glas Wein am Abend“ sei gesundheitsfördernd.
Ein wichtiger Faktor ist die Bewegung – am besten „das ganze Leben lang“, sagt der Chefarzt. Sein Rat: „Es ist nicht zu spät, mit Sport anzufangen“. Muskelaufbau und Konditionssteigerung, was wiederum den Stoffwechsel anregt, sei selbst im fortgeschrittenen Rentenalter noch zu erreichen. Ein Tipp für den Alltag: Treppe statt Fahrstuhl. Das Motto müsse lauten: „Jeder Schritt zählt.“ Nicht nur für die körperliche Fitness sei das von Bedeutung, berichtet Gehrke: Bewegung schütze vor Demenz.
Nicht zu vernachlässigen sind soziale Bindungen: „Sie brauchen Kontakte.“ Jeden Morgen die Zeitung lesen und Nachbarn oder Freunde treffen – das fördere überdies die Lebensqualität. Wer vereinsamt, werde nicht so alt wie Menschen, die in Gemeinschaft leben. So sterben verheiratete Männer später als Alleinstehende. Nach dem Renteneintritt müsse eine sinnvolle Beschäftigung folgen, etwa im Ehrenamt.
Nahrungsergänzungsmittel dagegen würden kaum etwas bringen. Lediglich Vitamin D in Pillenform sei hilfreich – weil die Sonne in Norddeutschland seltener scheint als in anderen Regionen und deshalb ein natürlicher Mangel vorherrsche. Ansonsten gelte: Ein gesunder Mix, nicht zu viel Fett, viel Wasser – und regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen.
14 Menschen, die die durchschnittliche Lebenserwartung überschritten haben, verrieten dem TAGEBLATT ihr Geheimnis für ein langes Leben.
Gerhard Mönkemeier aus Buxtehude wird im Juli 82 Jahre alt. 35 Jahre lang hat der Kunsterzieher und Maler als Lehrer in Hamburg gearbeitet. Gerhard Mönkemeier hat zwei Kinder, vier Enkel und – im hohen Alter von 81 Jahren – aus eigener Disziplin und Kraft noch 15 Kilo abgenommen. Mit Sport und Physiotraining hält sich der Rentner fit. Und bis auf altersgerechte Beschwerden fehlt ihm nichts. Im Kopf ist er fit wie ein Turnschuh.
„Wer rastet der rostet“ – unter dieses Motto hat die Wischhafenerin Agnes Holthusen ihr Leben gestellt. Mit Erfolg, denn jetzt steht der 91. Geburtstag kurz bevor und sie setzt mit ihrer Vitalität alle in Erstaunen. Bis zu ihrem 80. Geburtstag hat sie auf Wochenmärkten Obst verkauft, hält heute ihr schmuckes Haus einschließlich Garten selbst in Ordnung. Lediglich das Mähen des Rasens hat sie in jüngere Hände gelegt. Dafür macht sie lange Spaziergänge und geht einmal wöchentlich zur Gymnastik. Zu Besuchen bei Freunden oder zum Einkaufen fährt die Mutter von zwei Kindern sowie drei Enkeln und drei Urenkeln mit dem Fahrrad.
Hans-Heinrich Junge (81) war und ist eine Sportskanone – und das, glaubt er, sei der Grund dafür, warum er immer noch so fit sei. Jeden Sonntag trifft sich der älteste Sportler des Post SV Buxtehude mit Vereinskollegen und dreht beim Walking eine Fünf-Kilometer-Runde durch den Neukloster Forst. „Nachmittags besuche ich dann die Rehe im Moor“, sagt er. Im Jahr 1967 hatte der frühere Postbeamte den Post SV und die Leichtathletik-Abteilung mitgegründet. „Die Leichtathletik hat mir immer sehr viel Spaß gemacht“, sagt Junge.
Gertrud Schielke (84) hält es für richtig und wichtig, vieles selbst zu machen, auch im hohen Alter. „Sofern es geht, natürlich“, sagt die Buxtehuderin, die sehr gepflegt und perfekt frisiert aussieht. „Zum Friseur gehe ich nur dreimal im Jahr, den Rest mache ich selbst.“ Dass sie so fit sei, noch in ihrer eigenen Wohnung leben kann und sicher Auto fährt, führt sie auf ihr aktives Tanztraining zurück. „Über 40 Jahre waren mein Mann und ich regelmäßig in der Tanzschule“, erzählt Gertrud Schielke nicht ohne Stolz.
Manfred Dähnke (79) aus Stade hat kein Rezept fürs Altwerden. „Da habe ich gar keine Zeit zu“, sagt er mit einem Lachen. Früher war er Leiter der Feuerwehr bei Airbus in Finkenwerder, heute nimmt er sich jeden Tag eine Aufgabe vor. Nur nicht zur Ruhe setzen, nur nicht einrosten, lautet seine Devise. Haus und Garten halten ihn auf Trab und seine Mitarbeit bei Stade Aktuell. Früher hat er den Trödelmarkt oder die Eisbahn organisiert, heute hilft er der Stadt, wenn der Jahrmarkt aufgebaut werden muss, oder ist aktiv bei der Messe am kommenden Wochenende. Seit 21 Jahren ist er im Ruhestand – „und mir war noch nie langweilig.“ Kein Alkohol, keine Zigaretten und eine gute genetische Disposition in der Familie helfen ihm, das Leben im Alter aktiv zu gestalten.
Manfred Karthoff (78), pensionierter Zollbeamter und FDP-Kommunalpolitiker aus Neu Wulmstorf hat mehrere Gründe parat. „Aus meiner Sicht hat dazu beigetragen, dass ich absoluter Nichtraucher bin, ich habe in meinem ganzen Leben vielleicht vier oder fünf Zigaretten geraucht.“ In den vergangenen 16 Jahren hat er auch keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken, das war sicher auch nicht verkehrt, schätzt er. Und durch körperliche Arbeit hat er sich fit gehalten, und durch überlegtes Essen. Sicher auch ganz wichtig: “Ich wurde immer gut gepflegt von meiner Frau.“
Das Geheimnis für sein Alter sei die Arbeit, sagt Detlef Hinck, der demnächst 85 Jahre alt wird. „Die Arbeit war und ist mein Hobby“, so der Apensener, der Jahrzehnte als Steuerberater eine Kanzlei geleitet hat und heute noch Mandanten betreut. „Außerdem führe ich eine gute Ehe. Meine Frau hat immer hinter mir gestanden und mir den Rücken freigehalten.“ Das Ehepaar Hinck– sie ist 83 Jahre alt– ist viel Fahrrad gefahren und lebt ansonsten so „wie es für uns richtig ist“. Nicht dogmatisch nach irgendwelchen Ernährungsregeln, aber auch nicht überschwänglich: „Wir waren immer vorsichtig mit Alkohol und haben unsere Zeit genossen.“
Hans-Wilhelm Koop aus Buxtehude: „Ich habe viel gearbeitet und bin, auch im Ruhestand nicht untätig geblieben, nur Sport war gar nicht mein Ding“, meint der 82-jährige, der besonders von seinen vielen Reisen durch Europa schwärmt. Immer mit dem Reisebus und vielen netten Leuten – das habe ihn jung und fit gehalten, aber – nicht zu vergessen: Gutes Essen. „Gesunde und schmackhafte Mahlzeiten halten Leib und Seele zusammen“, ist der Buxtehuder überzeugt und seine etwas jüngeren Bekannten, mit denen sich der rüstige Senior in der Begegnungsstätte Hoheluft in der Stader Straße regelmäßig zum Mittagsessen trifft, stimmen ihmda voll zu.
Hertha Grube ist mit ihren 106 Jahren die älteste Buxtehuderin und hat damit die durchschnittliche Lebenserwartung der Frauen in der Region (82,1) weit übertroffen. Die alte Dame, die im Wohnstift in der Genslerstraße liebevoll betreut wird, kann sich an ein interessantes und Arbeitsreiches Leben erinnern, aber zuckt auf die Frage, wie sie es geschafft hat, so ein biblisches Alter zu erreichen, nur mit den Schultern. Ob es an ihrer künstlerischen Ader liege – bis vor kurzem hat sie noch selbst gemalt – die weltweiten Reisen als junge Frau, der Besuch von Konzerten oder die Arbeit als Krankenschwester, mag sie nicht zu sagen. Die am 9. August 1909 in Osnabrück Geborene lebte bis vor einem Jahr in einer eigenen Wohnung mit Betreuung, nach einem Sturz ist ein Zimmer im Wohnstift ihr Zuhause. Über ihrem Bett hängen zahlreiche Familienfotos neben ihren eigenen Bildern. Heute schaue sie ab und an gerne fern, ihr schmecke es noch, nur die Beine und Ohren funktionierten nicht mehr so gut, bedauert die Seniorin.
Kurt Thomsen steht mit 81 Jahren noch vor Schulklassen und gibt Unterricht. Und genau das halte ihn jung, verrät der „Schoolmester“ im Team des Heimat- und Schulmuseums Himmelpforten. Seit 50 Jahren lebt der ehemalige Pädagoge in Gräpel, seit 20 Jahren engagiert er sich „irrenamtlich“ wie er sagt, im Museum. Und hat sich dabei auf den zweistündigen Unterricht „wie zu Kaisers Zeiten“ spezialisiert, den Gruppen buchen können. Seine Fitness führt Kurt Thomsen eher auf die guten Gene als auf eine besondere Lebensführung zurück. Sein Humor aber zeigt: Eine Prise Optimismus und Frohsinn gehören auch dazu.
Dieter Klar(78) ganz selbstbewusst: „Weil ich es verdient habe. Nein, im Ernst, wir werden doch alle älter. Heute werden die Menschen mindestens zehn Jahre älter als die Generationen unserer Eltern und Großeltern und sehen auch wesentlich jünger aus. Mir ist aufgefallen, als ich Kind war, kleideten sich Leute mit 50 oder 60 Jahren in Schwarz und benahmen sich auch oft „alt“. Heute gibt es doch keine typischen Omas oder Opas, viele sind in dem Alter noch aktiv und stehen mitten im Leben. Es hängt sicherlich auch damit zusammen, ob sich jemand nach der Rente auf das sogenannte Altenteil zurückzieht oder ob ihn das Alter nicht stört und das macht, was er möchte. Was bei mir persönlich mit dazu beigetragen habe mag, ist, dass ich vom Krieg nicht viel mitbekommen habe und dass ich heute immer noch das tue, was mir Spaß macht.
Heinz Nagel (82): „Ich habe nie geraucht und nie viel Alkohol getrunken, das hat wohl mit dazu beigetragen, dass ich gesund geblieben bin und mich mit meinen 82 Jahren noch topfit fühle.“ Er habe immer Sport getrieben, viel Tennis gespielt und Fußball. „Aber das muss nichts heißen, es gibt ja auch viele Fußballer, die jung gestorben sind“, schränkt der Buxtehuder ein. Als ein äußerst wichtiges Kriterium sieht er die positive Lebenseinstellung. „Ich habe mir nie viel Gedanken gemacht, aber ich bin glücklich und zufrieden mit meinem Leben.“ Seine Frau, seine drei Kinder und sieben Enkel, halten ihn zusätzlich auf Trab, aber im positiven Sinne, wofür er sehr dankbar sei.
Edith Salomon (89) freut sich schon auf ihren 90. Geburtstag im November und wünscht sich, dass sie bis dahin noch so fit ist wie jetzt. „Die Menschen müssen auch alt werden wollen.Und sich selbst Mühe geben, sonst wird das nichts“, ist sie sich sicher.Sie selbst habe sich immer gut zu beschäftigen gewusst, zum Beispiel mit Handarbeiten, wie Stricken. „Wenn die Beine nicht mehr so wollen, muss man etwas anderes finden.“ Seit fünf Jahren wohnt sie bei ihrer Tochter, kommt aber noch regelmäßig zum familiären Mittagstisch und nimmt an vielen Aktivitäten, die die Seniorenarbeit der Hansestadt Buxtehude anbietet, teil.
Karl-Heinz Bahrmann (78) führt die Tatsache, dass er die durchschnittliche Lebenserwartung übertroffen hat, in erster Linie auf seine geistige und körperliche Beweglichkeit zurück. Er lese viel, vor allem Zeitungen und verfolge natürlich das Tagesgeschehen im TAGEBLATT. „Man muss sich immer über alles Mögliche informieren, darf nie aufhören, sich für die Welt draußen zu interessieren.“ Darüber hinaus gehe er regelmäßig zur Gymnastik und im Sommer jeden Morgen in aller Frühe ins Buxtehuder Freibad. „Außerdem gehört wandern zu meinen liebsten Hobbys“, verrät der sportliche Buxtehuder. Und: „Nicht zu unterschätzen sind die netten Gespräche hier mit Gleichgesinnten in der Begegnungsstätte Hoheluft, wo nicht nur ich immer wieder gerne bin.“