Ein skurriler Einsatz führte die Freiwilligen der Stader Feuerwehr am späten Freitagnachmittag in die Passage am Pferdemarkt. Sie befreiten eine Entenfamilie von einer Terrasse, auf der sich die Mutter und ihre sechs Küken seit Tagen aufhielten. Sie hatten es sich in einer Ecke zwischen Blumenkübeln und Düngersäcken gemütlich gemacht. Dass Anwohner versuchten, sie ins Freie zu locken, interessierte sie offenbar nicht. Also mussten die ehrenamtlichen Retter ran. Mit einem Kescher rückte die Feuerwehr an, doch die Entenmutter nahm Reißaus. Sie ließ sich später auf einem Dachfirst nieder. Die Kameraden packten die Küken in eine Transportbox, brachten sie zu einem Brunnen im Erdgeschoss, und konnten anschließend abrücken, weil die Mutter ihre Kleinen erreichen und sich um sie kümmern konnte.
Entenfamilie zieht aus der Passage aus
Kinder gehen auf Expedition im Bremervörder Park
In der „Welt der Sinne“ geht die Geburtstagsgesellschaft auf Expedition im Dunkeln, experimentiert mit Klängen und Gerüchen und tastet sich im wahrsten Sinne des Wortes langsam an die Lösung des Rätselspiels heran. Das Geburtstagskind wird „Expeditionsleiter“ und führt, ausgestattet mit Karte, Stift, Geburtstagsgästen und Gästeführerin, die Meute an. Eine kleine Überraschung wartet auf die Geburtstagsgäste. Dieses Angebot richtet sich an alle Geburtstagskinder von 6 bis 12 Jahren. Das Entdeckerspiel kann an jedem Tag der Woche gebucht werden, die Führung findet dann bei jedem Wetter statt. Das 90-minütige Geburtstagsprogramm für maximal 15 Kinder kostet 60 Euro. Weitere Informationen unter 0 47 61/ 98 71 50 gern entgegen.
Zusätzliche Krippenplätze für Hollenstedt
Der Samtgemeinderat Hollenstedt tagt morgen (19.30 Uhr) im Gasthaus Heins in Holvede. Die Tagesordnung für die letzte Ratssitzung vor der Sommerpause ist lang: Unter anderem geht es um die Änderung der Betreuungszeiten in den Samtgemeinde-Kindergärten sowie um einen Zuschuss für den Spielkreis Halvesbostel. Auch das Krippenangebot in der Samtgemeinde steht zur Diskussion: Es soll die kurzfristige Beschaffung neuer Betreuungsplätze beraten werden. Eine Idee ist, eine vorübergehende Krippengruppe in den ehemaligen Räumlichkeiten des Spielkreises Regesbostel einzurichten. Zu Beginn wird Samtgemeindebürgermeister Heiner Albers über wichtige Angelegenheiten der Samtgemeinde und Beschlüsse des Samtgemeindeausschusses berichten. Am Anfang und am Ende gibt es zusätzlich die Möglichkeit, Fragen an den Rat zu stellen.
Toastmasters machen keine Sommerpause
Die Buxtehuder Toastmaster gestalten am Dienstag, 28. Juni, für alle, die noch nicht in Urlaub gefahren sind, wieder einen interessanten Abend, der diesmal besondere Aktualität bekommt: Es geht um Talkshows, Fußball – und den Brexit, der die Toastmasters selbstverständlich auch künftig keineswegs davon abhalten wird, sich auf Englisch in der hohen Kunst der Rede zu üben. Ferner stellt sich der neue Vorstand vor.
Wer für den Urlaub schon mal in das Englische reinhören will, ist als Gast willkommen. Und auch, wer schon immer mal wissen wollte, wie am Strand auf Englisch formvollendet drei Kugeln Zitrone in der Waffel zu bestellen sind, kommt auf seine Kosten, versprechen die Hedgehog Toastmasters Buxtehude, die sich nach wie vor an jedem zweiten und vierten Dienstag im Monat im Kulturforum am Hafen treffen. Auch das Treffen am Dienstag, 28. Juni, beginnt um 20 Uhr. Bitte den Hintereingang benutzen. Mehr dazu im Internet unter:
www.toastmasters-buxtehude.de
Übung von DLRG und Feuerwehr
Die Wasserrettungseinheiten der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft und der Feuerwehren auf der Unterelbe im Bereich zwischen der Samtgemeinde Lühe und der Hamburger Landesgrenze haben jetzt die Zusammenarbeit geübt. Ehren- und Hauptamtliche aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg rüsten sich für Einsätze an und auf dem Wasser. Hintergrund: Mit Einführung des Digitalfunks für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) seien in den drei Bundesländern unterschiedliche Rufgruppen für die einzelnen Organisationen vergeben worden, erklärte der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Horneburg/Altes Land, Rainer Bohmbach. Im Einsatzfall müsse eine Sonderrufgruppe von allen beteiligten Einheiten geschaltet werden.
Um das zu beherrschen, wurden auf Einladung der Feuerwehr Jork auch Einheiten der DLRG aus Horneburg und Buxtehude sowie der Feuerwehren aus Jork, Lühe, Stade, Wedel/Holstein und der Berufsfeuerwehr Hamburg mit den verschiedenen Aufgaben wie Personenrettung aus Wasser, das Anfahren bestimmter Ziele (Tonnen), die Personensuche mit mehreren Booten unter dem Einsatz von Sonaren und das Bilden von Suchgruppen trainiert. Etwa 35 Mann waren dabei. Trotz des schlechten Wetters mit Dauerregen konnten die Besatzungen die Zusammenarbeit auf dem Wasser sowie die gemeinsame Funkabwicklung in Zusammenarbeit mit dem Einsatzleitwagen 2 des Landkreises Stade auf verschiedenen Rufgruppen im Digitalfunk durchspielen.
Helfer und Übungsleitung zeigten sich am Ende des Übungsabends zufrieden mit dem Ablauf.
Wahlfest gegen Politikverdrossenheit in der Samtgemeinde Lühe
Hierfür hat sich eine Initiative aus CDU, SPD und Bündnis 90/ Die Grünen auf Anregung des Ratsmitgliedes Edgar Schmidt (Grüne) zusammengeschlossen.
Ziel dieser Initiative ist es, die Bürger der Samtgemeinde Lühe parteiübergreifend zu Gesprächen in das Dorfgemeinschaftshaus Steinkirchen einzuladen, um mit ihnen bei Kaffee, Kuchen, Bratwurst und Getränken sowie Spielangeboten für die Kinder und mit einen Luftballonwettbewerb über die Kommunalwahl am 11. September zu sprechen. Dazu kann jeder Gast ungezwungen mit den Politikern an den Stehtischen diskutieren.
Die Parteien wollen über ihre konkrete politische Arbeit und ihre Vorstellungen für die nächste Legislaturperiode informieren. „Anders als bei den sonst üblichen Wahlveranstaltungen soll das überparteiliche Fest zu Gesprächen zwischen Bürgern und Politik anregen und das gegenseitige Verständnis fördern“, sagt der Fraktionschef der SPD Reinhard Meyer-Schmeling. CDU-Ratsherr Gerd Dehmel ergänzt: „Wenn durch solche Begegnungen die Wahlbeteiligung steigen würde, wäre das ein tolles Ergebnis des Wahlfestes“.
Die Initiatoren hoffen sie auf eine rege Beteiligung der Bürger.
Ausparkendes Auto fährt Fußgänger in Selsingen an
Der 64-jähriger Fahrer hatte den hinter ihm stehenden Mann nicht gesehen. Bei dem Zusammenstoß wurde der Fußgänger am Oberschenkel verletzt. Er kam ins Krankenhaus.
Übung im Dow-Werk in Bützfleth
Aber keine Sorge: Es handelt sich nicht um einen Ernstfall, sondern nur um eine Übung, die das Dow-Werk extra vorher ankündigt, weil die Alarmsignale wohl auch jenseits des Betriebszauns wahrnehmbar sein werden. Wie die Dow mitteilt, wird um 9.30 Uhr „eine anlagenübergreifende Notfallübung“ gestartet. Diese werde durch die Aktivierung des Alarmhorns ausgelöst und zum Übungsende wieder über das Alarmhorn quittiert.
Das Königshaus in Freiburg ist komplett besetzt
Aus gesundheitlichen Gründen konnte Helmut Harpain seine Ämter als Kommandeur und Festwirt nicht ausüben. Dazu kam der Regen. Und dann gab es auch noch ein Busunglück.Der Bus zum Abholen der Gildebesten Ursula Ehlers fuhr sich am Sonnabend beim Abbiegen auf dem Grünstreifen der Hofeinfahrt fest und der geplante Umzug am Nachmittag wurde wegen des schlechten Wetters komplett gestrichen.
Doch es gibt auch viel Positives über das Fest der alten Gilde von 1598 zu berichten. So hat der Kommandeur seine Operation gut überstanden, der Bus wurde durch den Einsatz von zwei Kränen wieder auf seine Räder gestellt und Helmut Harpain jun. sorgte mit der ganzen Familie und vielen Helfern für eine optimale Bewirtung der vielen Gäste.
Ganz viel Komplimente gab es für Bastian Meyburg, der als 1. Schaffer und Stellvertreter des Kommandeurs ganz unaufgeregt, humorvoll und kompetent durch das umfangreiche Programm führte. Die ersten Höhepunkte waren der Gottesdienst mit der neuen Freiburger Pastorin Johanna Flade und die feierliche Kranzniederlegung am Ehrenmal.
Zu einem Erlebnis gestaltete sich der Kommersabend im Festzelt. Hier stellten die aktiven Mitglieder des Trommler und Pfeifercorps den Besuchern und den Sponsoren ihre neue Uniform vor und begeisterten anschließend mit schwungvoll vorgetragenen Melodien. Dabei waren auch die Freiburger Blasmusikanten unter der Leitung von Petra Wörmke und die Damen des Vereins hatten mit Ria Mein einen „Schweinetanz“ einstudiert.
Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt des Freiburgers Sönke Spieß, der auf Mallorca als Sänger gefeiert wird. Er hatte vier Damen im Bikini aus Spanien mitgebracht, die sich aber ganz schnell als gut gewachsene Freiburger Schützenbrüder entpuppten.
Am Sonnabend fand wegen der Schließung des Kehdinger Hofes das Schützenfrühstück mit Gästen aus Vereinen, Politik und Wirtschaft erstmalig im Festzelt statt. Am Abend konnte der 1. Schaffer hocherfreut ein komplett besetztes Königshaus vorstellen, wobei alle neuen Majestäten lautstark bejubelt wurden.
Der neue Schützenkönig heißt Bernd Kipp, er ist 42 Jahre alt, seit sieben Jahren Vereinsmitglied und arbeitet in der Altenpflege. Als Königin steht ihm seine Lebensgefährtin Maren Ehlers zur Seite und die Adjutanten sind Dirk Schumacher und Mario Röndigs, Den Titel der Gildebesten sicherte sich zum dritten Mal Sigrid Reuels und ihre Adjutantinnen sind Ulla Ehlers und Gertrud Duden.
Die weiteren Würdenträger: König der Könige Uwe Krüger, Beste der Gildebesten Ria Mein, Jungschützenkönigin Samanta Röndigs, Adjutanten Christoph von Thun, Christoph Dieckmann.
König der Jungschützenkönige ist Nils Echtermeyer, Musikkönig Steffen Slotta, Adjutanten Torsten Decker, Tanja Weber. Kinderkönigspaar: Claas Beckmann, Chiara Decker. Prinzenpaar: Andre Koehn und Lene von Stemmen. Jacob- Mügge-Preisträger Walter Becker, Bester der Jacob-Mügge-Preisträger Rainer Grell, Beste Dame Nicole Decken. Beste der Besten Damen Almuth von Thun, Johannes-Pokal Rainer Grell, Jungschützen-Bestmann Christoph Dieckmann.
Gymnasium in Hemmoor meldet lange Mängelliste
Einstimmig votierte der Kreistag dafür, den baulichen und baubiologischen Zustand dieser Leichtbauklassenräume prüfen zu lassen. Im selben Zuge soll der aktuelle und planbare künftige Raumbedarf festgestellt werden. Außer Frage für sämtliche Redner stand dabei, dass – sollte es gesundheitsgefährdende Mängel geben – diese sofort abgestellt werden müssten.
Lasse Weritz (CDU) erläuterte den Antrag seiner Fraktion, zu dem es nach einer Besichtigung mit dem Schulleiter gekommen war. Dabei waren die gravierenden Mängel beim Leichtbauprovisorium ebenso ersichtlich wie weiterer Raumbedarf. Weritz im Kreistag: „Der Trakt ist seit Jahren in einem miserablen Zustand.“
Energetisch sei das Gebäude „eine Katastrophe“. Den Schülerzahlen müsse mit adäquater Raumsituation begegnet werden: „Zurzeit gibt es dort viele Wanderklassen.“ Auch für Henry Kowalewski (SPD) ist der vorliegende „blaue Mängelreport“ von Schulleiter Thomas Kranenberg ein „klares Signal, dass gehandelt muss“. Rüdiger Kurmann von den Freien Wählern monierte, man sei sehenden Auges in die Situation geraten. Er forderte ein Umsteuern und Unterhaltungsinvestitionen in Zeiten niedriger Zinsen.
Schulausschussvorsitzender Bernd Jothe (Grüne) merkte an, dass es vielmehr um eine Gesamtplanung der Schulunterhaltung gehe, wo sich etwas entwickeln solle und wie investiert werden müsse. Sein Appell: Losgelöst von partiellen, örtlich-lobbyistischen Interessen müsse das große Ganze gesehen werden.
Zu bedenken gab SPD-Fraktionschef Claus Johannßen, dass es sich um politische Entscheidungen drehe also um Fragen, ob man die Kreisumlage senke oder Schulen besser unterhalte. Insgesamt sei der Zustand der Schulen im Landkreis seiner Auffassung nach positiv zu bewerten: „Wir sollten sie auch nicht schlecht reden.“
Perfekte Performance im Regen
In Plastikcapes und unter Regenschirmen rockten sie auf dem Schützenplatz, während die Musiker sich nicht davon abhalten ließen, eine perfekte Performance abzuliefern. Allen voran Andrew Strong, der mit nach wie vor großartiger Soul-Röhre und charmant direkter Ansprache überzeugte: „Sollte das lauter Applaus sein? Naja, wahrscheinlich sind Eure Finger vom Regen schon ganz runzlig.“ Mit Songs wie „I feel good“ von James Bow oder „Mustang Sally“ brachte der Ire die hart gesottenen Konzertbesucher zum Toben.
Andrew Strong, der als Frontmann „Deco Cuffe“ der Gruppe „Commitments“ im gleichnamigen Film von 1991 weltweit Furore machte, ist anlässlich des 25-jährigen Jubiläums auf Tour. Band und Background-Sängerinnen hat er sorgfältig ausgesucht – einige von ihnen sind sonst mit Xavier Naidoo unterwegs, andere mit Stefan Raabs „Heavytones“.
Schon am Freitag hatte das Kulturbüro-Team der Hansestadt Buxtehude um das Open-Air-Konzert zittern müssen: Wegen starken Regens, Hagelschauern und Windböen packten „Four’n a half“, die eigentlich um 20 Uhr zum Einheizen für die Hauptband „Sweety Glitter and the Sweethearts“ angekündigt waren, wieder ein. „Es war uns mit der Bühne einfach zu unsicher“, berichtete Andrea Fritz vom Kulturbüro, die zu diesem Zeitpunkt auch schon von der Absage des Hurricane-Festivals in Scheeßel gehört hatte. Über den Auftritt der Hauptband „Sweety Glitter“ wurde dann sehr kurzfristig entschieden: Um 20.30 Uhr hieß es Daumen hoch, um 21 Uhr standen „Sweety Glitter“ und Co auf der Bühne. Der Himmel war gerade rechtzeitig aufgerissen und bescherte den etwa 100 Konzertbesuchern, die sich trotz bescheidener Wetterprognose hingewagt hatten, eine rauschende Partynacht. „Sweety Glitter“ machten schnell Dampf – und ihrem Namen mit extravaganten Outfits alle Ehre. Die Band, die kurz vor ihrem 1500sten Konzert steht, hat bisher erst ein einziges Mal einen Gig abgesagt, berichtet Manager Stefan Jahnke. Seine Vollprofis absolvieren immerhin 50 bis 80 Auftritte pro Jahr und kennen das Rezept, das trübes Wetter und Alltag vergessen lässt: Rock und Reggae mit Wumms und eine Riesen-Bühnenshow.
Eckert ist Harburgs neuer König
Der 60-jährige Rolf-Dieter Eckert ist von Bezirksamtsleiter Thomas Völsch am Kaiserbrunnen auf dem Schwarzenberg feierlich zum Nachfolger von Ingo Volkland proklamiert worden.
Spannende Momente hatten sich zuvor im Schießstand der Gilde abgespielt, wo sich Conrad Bader, Jörg Geffke, Rolf-Dieter Eckert und Nico Ehlers einen tollen Wettkampf lieferten. Bader hatte mit einem gut gezielten Schuss einen Großteil des Vogels heruntergeholt und freute sich schon über den sicher geglaubten Königstitel. Doch ein Blick durch das Fernglas machte seinen großen Wunsch zunichte. Es war immer noch ein Span des Königsvogels übrig geblieben. Jetzt schlug die Stunde des Sportschützen Eckert: Mit dem 1998. Schuss holte er um 17.26 Uhr den letzten Span des Vogels herunter.
Mit dem neuen Regenten freut sich seine Königin und Ehefrau Beate Eckert. Die beiden haben vier erwachsene Kinder. „Es wird bestimmt ein schönes Jahr, ich freue mich darauf“, sagte der neue Regent. Eckert, der seit 2009 Mitglied der Gilde ist und seit zwei Jahren dem Schießclub Welfen angehört, ist von Beruf Hüttenwerker in der Kupferhütte Aurubis auf der Veddel.
Himmelpforten: Markt im Park der Villa nur am Sonntag
Am Sonnabend hatte Bürgermeister Bernd Reimers den sommerlichen Kunsthandwerkermarkt angesichts des Starkregens und der Unwetter-Warnungen abgeblasen. Dafür musste er sich am Nachmittag um das voll gelaufene Regenrückhaltebecken Horsterbeck kümmern und fünf Feuerwehren rufen, die das Wasser in den Mühlenbach pumpten. Am Sonntag war der Spuk vergessen. Da blieb es im lauschigen Park der Villa von Issendorff weitgehend trocken und die Händler konnten ihre Waren ausbreiten. Mit seinen zwei Spinnrädern war der zehnjährige Helge Borgwardt aus Hechthausen dabei (im Bild mit seiner Mutter Manuela). Die Familie gehört zur mittelalterlichen Gruppe Färgstarka Klan (Bunte Sippe) und hatte auch ein originelles Lanzenstechen-Spiel für Kinder vorbereitet. Petra Schaal aus Himmelpforten bot Stauden aus ihrem Garten, Angela Rahmstorf aus Ahlerstedt gleich nebenan Gartendeko in Vintage-Art. Es gab Imkerhonig und Kartoffelmarmelade, lebendige Alpakas und viele Näh- und Handarbeiten. Foto Eidtmann
Fredenbeck will mehr Kita-Plätze schaffen
Nach intensiven Diskussionen entschieden die Ratsmitglieder, die Tagesstätte „Haus für Kinder“ im Gebäude der Geestlandschule zu erweitern und dafür Klassenzimmer in den Kindergarten einzubinden. In Kutenholz soll der „Regenbogen“-Kindergarten abseits des bisherigen Gebäudes bei der Mega-Fit-Anlage ein neues Gebäude für zwei Gruppen erhalten. Die jetzt genutzte Unterkunft soll saniert und weiter als Kindergarten genutzt werden. Für ihre beiden Projekte muss die Samtgemeinde viel Geld in die Hand nehmen, was sicherlich nicht ohne Kredite zu finanzieren sein wird.
Weiter geplant ist, im neuen Fredenbecker Mehrgenerationen-Wohnpark einen neuen Kindergarten einzurichten. Ob die Samtgemeinde das noch zu errichtende Gebäude kaufen oder sich langfristig darin einmieten wird, wird das Ratsgremium noch beraten und beschließen.
Einen Waldkindergarten wird es demnächst auch in Helmste am Rande des Rüstjer Forstes geben. Am 1. August fällt dort der Startschuss. Die Trägerschaft der Einrichtung am Waldweg übernimmt der Verein „Natur erleben“, der bereits in Harsefeld erfolgreich einen Waldkindergarten betreibt. Inzwischen wurde nach Mitteilung der Samtgemeinde-Verwaltung eine weitere Erzieherin gefunden, sodass dieses Projekt termingerecht starten kann.
„Mit den Erweiterungen und Neubauten wird es uns gelingen, den Rechtsanspruch für Eltern auf Kindergartenplätze sowohl im Bereich Krippen- als auch Elementarbereich besser zu erfüllen“, sagte der Erste Samtgemeinderat Ralph Löblich. Ziel sei es, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Familien in der Samtgemeinde attraktive Wohnvoraussetzungen finden. „Immer mehr Kinder ab einem Alter von einem Jahr müssen von den Krippen-Einrichtungen aufgenommen werden.“
„Die Geburtszahlen in der Samtgemeinde sind seit vielen Jahren konstant“, ergänzte Samtgemeindebürgermeister Ralf Handelsmann. Sie lägen jährlich zwischen 95 und 124 Kindern. „Die Mädchen und Jungen kommen aber immer früher in die Kindertagesstätten.“ Löblich möchte für die Zukunft einige Reserveplätze ausbauen. „Damit haben wir dann die Möglichkeit, den Eltern für ihre Kinder auch spontan Plätze im Krippen- und Elementarbereich anzubieten.“
In Kutenholz werden zwei Gruppen betreut. Ebenso im „Haus für Kinder“ in Fredenbeck.
Nach lebhafter Diskussion entschieden die Ratsmitglieder, den bisherigen Kutenholzer Kindergarten weiterhin zu nutzen. Aber in der Nähe soll ein weiterer Kindergarten für zwei Gruppen gebaut werden – wenn die Gemeinde Kutenholz dafür das Grundstück zur Verfügung stellt. Gegenüber den bisherigen Planungen – Anbau an das bisherige Gebäude – werden Mehrkosten in Höhe von 50 000 Euro entstehen. Die neuen Gesamtkosten werden auf 1,34 Millionen Euro geschätzt. Bis Ende 2017 soll der neue zweizügige Kindergarten, der vom bisherigen Kindergarten geführt wird, fertiggestellt sein.
Beim „Haus für Kinder“ haben sich die Ratsmitglieder doch dazu durchgerungen, zweieinhalb Klassenräume der Schule zu übernehmen. Die Schule soll dafür einen Ersatzraum – die alte Schulbücherei – erhalten. Die Erweiterung des „Haus der Kinder“ wird mit 570 000 Euro veranschlagt. „200 000 Euro würden ohnehin wegen zu erfüllender Brandschutzmaßnahmen anfallen“, so Handelsmann.
Schulleiterin Tanja Bovenschulte äußerte Bedenken darüber, dass der Schule Klassenräume abgenommen werden. Stimmen wurden laut, dass die Qualität des Schulunterrichts – insbesondere durch mehr Kinder in einer Klasse nach den Wegfall von Räumen – gefährdet werden könnte. „Wir brauchen diesen Raum“, so Schulleiterin Bovenschulte. Auch bei der Diskussion im Rat waren parteiübergreifend verschiedene Meinungen über die Kindergarten-Erweiterung zu hören.
In Kindertagesstätten an neun Orten werden demnächst 500 Mädchen und Jungen betreut.
Konzert vor Hafen-Kulisse
Annette Kroll (Abonnentin seit 1989) aus Apensen und Sonja Brandt (seit 2004) aus Deinste-Helmste. Die Karten werden zugeschickt.
SPD in Lühe legt Zehn-Punkte-Programm vor
„Wir freuen uns, dass sich in allen sechs einzelnen Orten Kandidaten zur Verfügung stellen. Sie wissen, was den Menschen vor Ort auf den Nägeln brennt und können direkt die Interessen vertreten“, sagt Stefan Schimkatis, Vorsitzender des SPD Ortsvereins.
Zugleich stellte die SPD Lühe ihr Zehn-Punkte-Programm vor. Die Leitlinie: „SPD im Alten Land. Mittendrin links – mit Biss“ . Die Themen des Programmes sind lokal ausgerichtet, dazu gehören unter anderem Deichsicherheit, Verkehrsberuhigung, Einheitsgemeinde, Dorfentwicklung, Umwelt sowie die Integration von Flüchtlingen am Ort.
Das sind die Bewerber für den Rat der Samtgemeinde Lühe: Reinhard Meyer-Schmeling, Stefan Schimkatis, Christel Oehr, Sagir Nihat, Jürgen Michaelis, Heinz-Uwe Brümmer, Dr. Hergen Riedel, Jonas Jarck, Heinzfrieder Dürkes, Vera Bochdalofsky, Uwe Müller, Karin Pfadenhauer.
Und das sind die Bewerber für Räte in den Gemeinden. Hollern-Twielenfleth (nach Listenplatz): Stefan Schimkatis, Reinhard Meyer-Schmeling, Ralf Exner, Dr. Michael Schlickmann. Neuenkirchen: Christel Oehr, Sagir Nihat, Susanne Baumhauer. Steinkirchen: Jürgen Michaeli, Lilli Jarck, Heinz-Uwe Brümmer, Helmut Siebert, Dr. Hergen Riedel, Andreas Ränger.
Guderhandviertel: Heinzfrieder Dürkes, Rosemarie Roßkamp-Esser, Susan Cousins, Uta Wegner, Eileen Schulz. Mittelnkirchen: Vera Bochdalofsky, Uwe Müller, Sören Schult, Kerstin Witte Grünendeich: Hans-Heinrich Schenk, Karin Pfadenhauer, Dr. Rüdiger Fabian.
Die seltenen Zeugen der Backsteingotik
Und die Besucher überraschte vor allem eines: wie wenig Gebäude es aus dieser Zeit in der Hansestadt Buxtehude eigentlich noch gibt. Denn die Stadt ist ja Mitglied der „Europäischen Route der Backsteingotik“, zu der so bekannte „Hotspots“ dieses Baustils wie Danzig, Wismar, Bad Doberan oder Greifswald gehören. Buxtehude war zwar ebenso wie diese Städte im Kaufmannsbund der Hanse, doch echte Backsteingotik findet sich in der Hansestadt lediglich noch zweimal: „Zu diesem Baustil zählen nur die St.-Petri-Kirche und das Bürgerhaus“, sagte Claudia Rasztar.
Deshalb konzentrierte sie ihre Führung nach einer kurzen Einleitung zur Gründungsgeschichte der Stadt an der gut erhaltenen Flethanlage nach niederländischem Vorbild auch auf das weithin sichtbare Wahrzeichen. Die ab 1296 errichtete St.-Petri-Kirche gilt als ein eindrucksvolles Beispiel dieser glanzvollen Epoche der Hansezeit. Die Kunsthistorikerin zeigte den Teilnehmern der Führung den ehemaligen Eingang an der Westseite mit den typischen Elementen der Backsteingotik und wusste viele Details zu erzählen über den Bau der Kirche mit dem aus Lehm gebrannten Stein. Dort, wo kein Naturstein vorkommt, entwickelte sich diese Bauweise, die auf der wiederentdeckten Tradition der gebrannten Lehmquader fußte und doch in eine neuartige Formensprache führte.
Die Entwicklung der Backsteingotik ist eng mit dem Entstehen und der Ausbreitung der Hanse zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert verknüpft. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts wählten viele Städte auch für den Kirchenbau den aufwendig herzustellenden Stein. Rund um die Ostsee, in den Niederlanden und in Flandern wurde die Backsteingotik zur gemeinsamen Architektursprache dieser Zeit. Claudia Rasztar schilderte lebendig, wie viel Arbeit und Mühe allein mit der Herstellung der Steine verbunden war. „Während andere Landstriche auf Tuffstein oder Sandstein zurückgreifen konnten, musste der Backstein erst einmal aus Lehm gebacken werden“, berichtete sie. Die Buxtehuder Kirche bestehe aus rund vier Millionen Backsteinen. „Es mussten aber viel mehr produziert werden, denn nicht alle hatten die Qualität, um tatsächlich verbaut zu werden“, sagte die Kunsthistorikerin.
An der Nordseite der Kirche sind noch Originalsteine aus dem 13. Jahrhundert zu sehen. Für ihre Herstellung wurde zunächst feuchter Lehm in Formkästen aus Holz gefüllt. Dieser musste fünf Wochen lang trocknen. Dann kamen die Steine in den Ofen, der zunächst zehn Tage lang mit Holz befeuert werden musste, um die nötige Hitze zu erhalten. „Zwei Tage dauerte der eigentliche Brennvorgang, anschließend mussten die Steine zehn Tage lang abkühlen“, erklärte Claudia Rasztar. Ob die Backsteine nach dieser Prozedur etwas taugten und zum Aufmauern der Wände oder des prächtigen Gewölbes genommen wurden, entschied der Ziegelmeister, der jeden einzelnen Stein einer Qualitätskontrolle unterzog. „Fehlbrände wurden gern dazu genutzt, den Hohlraum zwischen innerer und äußerer Wand zu füllen“, so Rasztar. Sie wusste zu berichten, dass für St. Petri ein besonders großes Format gewählt wurde: das Klosterformat, das bis zu 29 Zentimeter lang und vier bis acht Kilogramm schwer ist. „Einstellungsvoraussetzung für die Maurer waren entsprechend große Hände“, so Rasztar. „Sie mussten den Stein mit einer Hand festhalten können.“
Waldorfschule Apensen: Neue Broschüre und neue Homepage
„Wir haben ein wunderschönes zweiteiliges Fest gefeiert“, zieht Friderike Steinkopff, für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige „Gründungsmutter“, ein durchweg positives Fazit. Zunächst waren am Freitagabend zahlreiche Gratulanten in die Schule in Apensen gekommen, um sich an die Gründungsjahre zu erinnern und in die Zukunft zu blicken. Untermalt wurde die Auftaktveranstaltung vom Chor und von der Orchestermusik der Oberstufenschüler.
Am nächsten Tag stand die Monatsfeier aller Schüler auf dem Programm, bei der Eltern und andere interessierte Gäste mit Beiträgen aus den unterschiedlichen Unterrichtsfächern begeistert wurden. Im Anschluss folgte bei strahlendem Sonnenschein ein buntes Sommerfest, und abends war Party angesagt für die Oberstufenschüler sowie die Eltern- und die Lehrerschaft.
Pünktlich zum Jubiläum wurden auch drei Premieren gefeiert: Die erste Schulbroschüre ist erstellt und wird mit einer Auflage von 5000 Stück von sofort an verteilt. Interessierte können sie in dieser Woche am Dienstag und am Donnerstag jeweils zwischen 10 und 12 Uhr im Schulbüro abholen. Sie ist kostenlos.
Zudem erfährt die beliebte Schulkleidung eine Neuauflage: Es gibt wieder T-Shirts, Kapuzenjacken und Pullover mit dem Logo der Freien Waldorfschule Apensen. Sie kann über das Internet bestellt werden. Apropos: Auch die Homepage der Schule wurde komplett überarbeitet und hat ein übersichtlicheres Design erhalten. „Wir haben in den letzten zehn Jahren und in den vergangenen Monaten ganz schön viel geschafft“, meint Steinkopff.
Wie berichtet, war die Waldorfschule vor zehn Jahren am Fruchthof in Buxtehude gegründet worden. Nach Apensen zog sie vor vier Jahren um, weil es im alten Domizil viel zu eng geworden war. Seither wächst die Schule weiter: Klasse um Klasse, Gebäude um Gebäude kommen dazu.
Bis Ende 2017 soll das geplante Gebäude für die Oberstufe fertiggestellt sein. Der erste Abiturjahrgang 2018/19 soll dort bereits seine Reifeprüfung ablegen. Auf Sicht soll auch eine Mehrzweckhalle fürs Theaterspielen sowie für Konzerte und Eurythmie errichtet werden. Die Freie Waldorfschule in Apensen ist eine über 13 Jahre angelegte Schule, an der das Zentral-Abi gemacht werden kann. „Derzeit gibt es in manchen Klassen noch Plätze“, sagt Steinkopff.
www.waldorfschule-apensen.de
Willi wandert: Das Alte Land in Sonntags-Stimmung
Wasser bekamen sie zu Paulas Freude an der Lühe trotzdem zu sehen. Nicht nur die Ente versetzte das in Sonntagsstimmung. Hier der Bericht in der Reihe „Willi wandert“. Von Wilfried StiefAn meinem dritten Wandertag ist mir der Wetterbericht schnuppe. Der Blick aus dem Fenster reicht. Es ist sonnig, ein leichtes Lüftchen weht und die Temperatur stimmt auch. Paula packt vorsichtshalber ihre Gummistiefel ein, „falls es wieder so schön regnete wie gestern“, sagt sie.
Wir sind der Lühe gefolgt und kommen in Steinkirchen an. Die ersten Touristen sind unterwegs, fahren mit dem Fahrrad auf der Deichkrone entlang und klingeln sich an Spaziergängern vorbei. Im Hafen stehen zwei Jungs auf dem Steg und werfen ihre Angeln aus. Gefangen haben sie noch nichts, aber das kommt wohl noch. Ruderer zischen vorbei, die Alkor dreht eine Ehrenrunde und legt an. Überall ist Sonntagsstimmung zu spüren.
Auch an der Hogendiek-Brücke, ein paar hundert Meter weiter. Dort steht Dieter Schilling und begrüßt die erste Kundschaft. Als Gästeführer ist er mit seiner besonderen Tracht ganz auffällig ausstaffiert. Eineinhalb Stunden lang führt er die interessierte Schar durch Steinkirchen und erzählt über das Leben im Alten Land. Auch ein Ehepaar aus dem Schwarzwald ist dabei. Paula versucht gleich, einen Kuckuck zu imitieren, klingt aber scheußlich.
Eine Bank mit der Aufschrift „Für unsere Deichwanderer“ weckt mein Interesse. Ich bin zwar gerade erst losgewandert, aber die Idee finde ich nett. Hans-Heinrich Moje ist sie eingefallen. Sowieso hat er seinen Garten mit vielen Sehenswürdigkeiten bestückt. Direkt am Deich steht sonst auch immer ein Leuchtturm, den hat aber gerade der Wind umgeblassen, darum musste er in seine Werkstatt.
In Grünendeich lerne ich, was Bugeln ist. Wolfgang Feindt erklärt es mir. Also früher sind die Jungs auf große zugefrorene Gräben gegangen. Der dickste Junge sprang so lange auf dem frisch gefrorenen Eis, bis es ziemlich brüchig war. Dann galt es als Mutprobe, irgendwie heil über die Fläche zu kommen, die immer bröckeliger wurde. Irgendeinen erwischte es dann. Er brach ein, stank nach dem Herausziehen ganz fürchterlich. Er hatte nun das Gelächter zu ertragen und zuhause die Tracht Prügel einzustecken, denn er hatte den Hausfrauen eine Menge Arbeit beschert. Die Anekdote freut Wolfgang Feindt auch heute noch. Paula will auch bugeln und fragt, wann denn endlich Winter ist.
Beim Gewerbepark Grünendeich – ein Spaziergänger erklärt mir, dass der in Steinkirchen liegt – sehe ich die Kirchtürme von Stade. Das ist mein Ziel. Vom Elbdeich aus sehe ich alle Varianten der sonntäglichen Freizeitbeschäftigung. Die Menschen radeln, segeln, fahren Cabrio oder Motorrad, sie fliegen Segelflugzeug oder liegen im Gras. Mich tröstet, dass ich in Sandhörn einen Mann sehe, der Kirschen sortiert.
Ich wandere durch Bachenbruch und parallel zur Autobahn Richtung Stade. Im Benedixland direkt an der Bahn besuche ich Rainer Dankert. Er hat mich eingeladen, weil er mir seine Idylle am Rande von Stade zeigen will. Er hält Großponys und Schafe, manchmal schauen die Eichhörnchen vorbei, und meist ist sein Vogelhäuschen gut besucht, weil er das ganze Jahr über Futter anbietet. Die Stadt rückt seiner Idylle und ihm immer mehr auf die Pelle. Der Kreisel Kaisereichen hat ihm Entwässerungsprobleme beschert und auf der anderen Seite seines Landes soll die Autobahnverbindung Richtung Kehdingen gebaut werden. „Da soll mir ein 35 Meter breiter Streifen abgezwackt werden“, sagt Rainer Dankert. Noch ist die Idylle da. Und Paula spielt mit dem Eichhörnchen „kieksehu“.
Von Stade aus geht es nun im Sauseschritt weiter Richtung Kehdingen. Egal, was der Wetterbericht auch prophezeit.
Interaktive Karte
Nachfolgend gibt es eine interaktive Karte von Willis Wanderung. Mit Fotos und Videos zu den Stationen der Tour.
Fährhaus Kirschenland: Wilhelm Stubbe sucht Nachfolger
Aber auf den Preis komme es ihm gar nicht so an, sagt Kirschenland-Chef Wilhelm Stubbe: „Ich suche nämlich keinen Käufer, sondern einen Nachfolger.“ Der 79-jährige Wilhelm Stubbe hat mittlerweile eine Menge Nachfahren. Auf deren akademische und berufliche Entwicklung ist er sichtlich stolz. Aber keines seiner Kinder und keines der acht Enkelkinder will das Fährhaus Kirschenland übernehmen. Er selbst arbeitet dort „täglich 15 Stunden, weniger sind es nicht, aber in den letzten Jahren halte ich ein Mittagsschläfchen.“
Auch seine acht Jahre jüngere Schwester Erna, „sie ist die gute Seele des Hauses“, zeige noch keine Ermüdungserscheinungen. „Aber wir können das biologische Gesetz trotzdem nicht außer Kraft setzen“, sagt Wilhelm Stubbe und zuckt die Schultern. Deshalb habe er sich dem Zureden seiner Kinder schließlich gebeugt und eine Maklerfirma mit dem Verkauf des Traditionsgasthauses beauftragt.
„Wir hätten an Becker Marine Systems verkaufen können, aber die waren vor allem an dem Land für den Bau ihrer Fährlinie interessiert und wollten das Kirschenland nur als Büro nutzen“, sagt Stubbe. Unter Denkmalschutz stehe das 1908 erbaute Haus übrigens nicht. Es sei aber in gutem Zustand, versichert er: frei von Wurm und Holzbock, gute Bausubstanz, 2002 nach modernen Brandschutzmaßnahmen rundumüberholt. Nun wolle er in aller Ruhe einen Nachfolger suchen, der das Kirschenland im gleichen Stil weiterführt: „Nach den Bedürfnissen der Region.“
Neulich, berichtet Stubbe, hat ein Paar bei ihm die Eiserne Hochzeit gefeiert. Vorher waren die beiden schon zur Diamantenen, zur Goldenen, zur Rubin-, zur Silber- und natürlich zur allerersten, der grünen Hochzeit, mit ihrer Festgesellschaft im Kirschenland. Dies sind zwar schon ganz besonders gute Kunden, aber im Alten Land ist es ohnehin nicht ungewöhnlich, dass viele wichtige Lebensereignisse von einer Feier bei Stubbe begleitet werden. Schulabschluss- und Feuerwehrbälle, Landfrauen- und Chortreffen, Firmenweihnachtsfeiern und Obstbautagungen: alles bei Stubbe.
Ein Team von 40 Festangestellten und Aushilfen sorgt dafür, dass bei solchem Betrieb alles gut läuft. Das spezielle Erfolgsrezept erklärt Wilhelm Stubbe so: „Freundlichkeit und gute Laune sind das beste Kapital und bringen die meisten Zinsen, das hat mir mein Großvater beigebracht.“ Der hieß wie er, war auch Gastwirt und betrieb seit 1899 ein Gasthaus in Westerjork, das später „Altländer Keglerheim“ genannt wurde. Sein Sohn, ebenfalls ein Wilhelm Stubbe, führt den Betrieb weiter und heiratet 1936 Luise Schlichting, die damals im Fährhaus Kirschenland eine Kochlehre absolviert. 1937 wird Wilhelm Stubbe ihnen als erstes von vier Kindern geboren. Schon früh bleibt die Mutter mit ihnen allein, der Vater wird Soldat. Seine Spur verliert sich in den Wirren des Kriegsendes 1945 in der Tschechoslowakischen Republik.
Als im elterlichen Gasthaus Flüchtlinge einquartiert werden, ist auch eine Klavierlehrerin aus Ostpreußen dabei. Auf einem Klavier im Saal darf sie unterrichten – und das Gasthaus wird bald zur Musikschule für 30, 40 Kinder aus Jork, zu denen auch die Stubbe-Kinder gehören. Später werden Wilhelm Stubbe und sein Bruder Richard vom Rektor der Mittelschule weiter unterrichtet. Stubbe spielt bis heute gern – zu Hause, auf einem Bechstein-Flügel aus den 30er Jahren, den seine Mutter einst von der früheren Kirschenland-Wirtin übernahm.
„Aber als junge Leute fanden wir das Akkordeon viel flotter“, erinnert sich Wilhelm Stubbe. Flott war auch die Musikbox, die 1955 in Westerjork angeschafft wurde – als erste weit und breit. „Das zog die jungen Leute in Scharen an, und auch wir Geschwister haben dort jeden Sonnabend bis morgens um fünf getanzt.“ Einen Porsche kaufte sich Wilhelm Stubbe 1957: Er hatte 15 PS, war knallrot und ein Traktor. Damit konnte der Bierverlag, den die Familie betrieb, ausgebaut werden. Wilhelm Stubbe hatte Bier und Brause jahrelang mit dem Pferdewagen ausgefahren. Den florierenden Getränkehandel mit 33 Lastwagen und 80 Mitarbeitern verkaufte die Familie 1985 an die Firma Nestlé.
Damals gehörte das Fährhaus Kirschenland längst Wilhelm Stubbe. Jahrelang hatte er dort schon als Aushilfe gearbeitet, als er es 1967 erwarb. 1973 beschloss er, den Gaststättenbetrieb einzustellen und sich nur noch auf Gesellschaften zu konzentrieren. Offenbar war das genau die richtige Entscheidung: Schon jetzt gibt es 180 Buchungen für das Jahr 2017 und 18 für 2018.