Paris hat Nôtre Dame, Rom hat das Kolosseum, Athen hat die Akropolis. Aber Buxtehude hat etwas, das sie alle nicht haben: das älteste Brötchen Europas. Nach seinem Fundort und seiner speziellen Form wird es auch Ovelgönner Spitzwecken genannt. Dies wäre auch die korrekte Antwort auf Teil zwei unseres Sommerrätsels gewesen. Zugegeben, über die erwähnten wabbeligen Nachkommen, die Hamburger- und Hotdog-Brötchen, war es nicht ganz leicht, darauf zu kommen. Der Hinweis auf die von der Unesco 2014 als immaterielles Welterbe anerkannte deutsche Brotkultur war da schon deutlicher.
Aufmerksame TAGEBLATT-Leser erinnern sich: Stadtarchäologe Dr. Bernd Habermann erläuterte 2015 anlässlich eines Vortrags, dass der Spitzwecken in vorrömischer Zeit gebacken wurde, und zwar vor mehr als 2500 Jahren in Ovelgönne – wo bis heute eine Mühle steht. Der nächste Mahl- und Backtag des Vereins Ovelgönner Wassermühle ist am Sonntag, 14. August, ab 15 Uhr. Wer hingeht, wird merken: Mittlerweile gelingt Ovelgönnern das Brot besser. Damals ist ihnen der Spitzwecken nämlich angebrannt. Eigentlich, berichtet Habermann, sind Überreste von Speisen aus vorgeschichtlicher Zeit äußerst selten. Der unscheinbare Rest einer Mahlzeit zähle darum „zu den bedeutendsten Funden für die Erforschung menschlicher Nahrungsgewohnheiten“.
Willi Rühland, Mitarbeiter des Helms-Museums, entdeckte das verkohlte Feingebäck schon im Jahr 1952. Eigentlich ist es nur die kleine Ecke eines Brötchens, dessen Form rekonstruiert werden konnte. Ob es weggeworfen oder geopfert wurde – darüber streiten sich die Gelehrten. Einige sind überzeugt, es müsse bei einer rituellen Handlung als Opfergabe gedient haben, und bei dem Fundort handele es sich nicht um eine Abfall- sondern um eine Opferstätte. Der Stadtarchäologe sieht das eher nüchtern: „Es war zu verkohlt, um es zu essen, deshalb ist es im Müll gelandet.“ (ari)
Das heutige Sommerrätsel finden Sie auf der Lokalseite 11