„Jugend und Parlament“ ist ein jährlich stattfindendes, vom Besucherdienst des Deutschen Bundestages ausgerichtetes Planspiel, bei dem sich 315 Jugendliche aus ganz Deutschland für vier Tage in Berlin treffen und an originalen Schauplätzen im Bundestag den legislativen (gesetzgebenden) Prozess nachspielen. Die Nominierung der Teilnehmer erfolgt durch die direkt gewählten Bundestagsabgeordneten.
Dieses Jahr hatte ich das Glück, vom CDU-Abgeordneten Oliver Grundmann (Wahlkreis Stade I – Rotenburg II) gefragt zu werden, ob ich nicht Lust hätte, an dem Planspiel teilzunehmen. Ich bin 17 Jahre alt, Schüler der Halepaghenschule in Buxtehude und werde nächstes Jahr meine Abiturprüfungen unter anderem im Politik-Leistungskurs schreiben.
„Das Planspiel ‚Jugend und Parlament‘ bietet engagierten Jugendlichen die großartige Chance, in den Parlamentsalltag eines Bundestagsabgeordneten hinein zu schnuppern. Von den Sitzungen der Landesgruppen und Fraktionen bis hin zu den Arbeitskreisen und Ausschüssen ist alles möglichst lebensnah gestaltet. Dadurch erfahren die Jugendlichen unmittelbar, wie der Motor der Republik funktioniert“, beschreibt Oliver Grundmann die Initiative.
Seit wann ich mich für Politik interessiere, kann ich eigentlich gar nicht genau sagen. Ich würde sagen, wohl seit ich denken kann. Also musste ich meine Antwort auch nicht lange überlegen und sagte sofort zu. Diese einmalige Chance wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Zwei Monate später saß ich im ICE nach Berlin.
Am Hauptbahnhof angekommen, führte mich mein Weg zu den Gebäuden des Bundestages, genauer dem Paul-Löbe-Haus. Hier sammelten wir, die 315 „Abgeordneten für vier Tage“, uns, um unsere Hausausweise und unsere Rollenbiografie zu erhalten. Jeder von uns bekam einen neuen Namen, eine neue Biografie und eine Fraktionszugehörigkeit zugeteilt.
Von nun an war ich pensionierter Jugendrichter am Landgericht in Düsseldorf und Mitglied der APD (Arbeitnehmerpartei Deutschlands, angelehnt an die SPD). Für meine Fraktion war ich Mitglied im Verteidigungsausschuss. Während des Planspieles durften wir uns mit drei Gesetzesentwürfen und einem Antrag der Bundesregierung befassen. Als Verteidigungspolitiker war ich zuständig für den Antrag der Bundesregierung, einen Auslandseinsatz der Bundeswehr zu genehmigen, der eine europäische Ausbildungsmission in einem westafrikanischen Land sichern soll.
Als Teil der Regierungsfraktionen, die die absolute Mehrheit besitzen, war es hauptsächlich unsere Aufgabe, sich mit den Kollegen der CVP (christliche Volkspartei, angelehnt an die CDU) darüber einig zu werden, ob und wie viele Soldaten entsendet werden sollen. Dabei wurde um jedes Wort in der Formulierung des Antrages gerungen, um einen Konsens zu finden. Unserer Lösung konnte im Endeffekt sogar die eher pazifistisch eingestellte ÖVP (Ökologische Volkspartei, angelehnt an die Grünen) zustimmen, was uns alle sehr erfreut hat.
Alle diese Verhandlungen und Beratungen fanden an den Originalschauplätzen im Bundestag statt. Wir durften in den Ausschusssälen tagen, im Plenarsaal über unsere Gesetzesentwürfe debattieren und schlussendlich darüber abstimmen. Alle Anträge sind übrigens angenommen worden. Mein persönlicher Eindruck dieser vier Tage ist sehr positiv. Ich habe viele nette Leute kennengelernt, die in etwa dieselben Interessen haben, wie ich auch. Wir sind an Orte gekommen, die ich sonst als normaler Besucher des Bundestages nicht hätte betreten dürfen und wir haben alle zusammen viel Spaß gehabt.
Die Zeit in Berlin hat Politik für mich auf ein anderes Level gehoben. Der Gesetzgebungsprozess wird in der Schule unterrichtet. In der Theorie sollte ihn jeder Schüler beherrschen oder zumindest ansatzweise davon gehört haben. Das Planspiel bringt die Theorie auf eine praktische Ebene. Es ist ein vollkommen anderes Gefühl, ob ich im Schulbuch lese, dass das Plenum in der dritten Lesung über einen Gesetzesentwurf abstimmt oder ob ich im Plenarsaal sitze und selber meinen Arm heben darf. Der Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann und sein Team, insbesondere seine Mitarbeiterin Svenja Frerichs, haben mir viele neue Eindrücke ermöglicht und mich in Berlin sehr nett betreut. Ich möchte alle Jugendlichen in meinem Alter dazu aufrufen, sich politisch zu engagieren. Nur mit unserem Engagement können wir unsere Zukunft aktiv gestalten.
„Wir brauchen mehr junge Leute in der Politik, die sich einsetzen und vor Ort etwas bewegen wollen. Politik sind nicht immer nur die anderen, Politik geht uns alle an“, sagt auch Grundmann. „Dafür ist parteipolitisches Engagement notwendig, denn unsere Parteien sind die tragende Säule unserer Demokratie. Diese jungen Menschen näherzubringen, ist ein entscheidender Baustein für die Stabilität und Zukunftsfähigkeit unseres Landes.“
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