Bis vor einigen Wochen konnte es der 24 Jahre alten Spitzenkandidatin der Grünen egal sein, wie sie in den zweiten Stock eines Gebäudes kommt. Aber mit der Geburt des gut drei Wochen alten Sohns Arved hat sich vieles geändert im Leben der studierten Biologin.Einen Fahrstuhl gibt es im Hotel zur Mühle, wo die TAGEBLATT-Redaktion untergebracht ist, und der Hinweis auf den Fahrstuhl ist nur ein ganz kleines Detail einer komplett veränderten Lebenssituation. Am 11. September geht dies auf einer anderen Ebene für Maggy Kurth weiter. Als Neuling in Sachen Kandidatur ist sie Spitzenkandidaten von Bündnis 90/Die Grünen in Buxtehude und wird deshalb nach der Wahl eine von 38 neu gewählten Ratsabgeordneten der Hansestadt sein. „Ich hätte das nicht gemacht, wenn wir nicht so eine gute Mischung mit vielen erfahrenen Kandidaten hätten“, sagt Maggy Kurth. Grünen-Frontmann Michael Lemke hat eine bunte Mischung aus Jung und Alt und aus unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft auf der Liste versammelt. „Ich hoffe, dass auch die, die den Sprung in den Rat nicht schaffen, weiter mitarbeiten“, so Kurth.
Maggy Kurth will nach einem Jahr auch ihr Studium weiter fortsetzen. Ihre Bachelorarbeit über Tiefseekrebse bei Island hat sie vor der Schwangerschaft gerade noch fertig bekommen. Da sie im Studium beim Einlegen der Proben sehr oft mit Alkohol als Konservierungsmittel in Kontakt kommt, wäre es anders auch nicht gegangen. Nach der Pause will sie den Abschluss Magister draufsatteln. Dass es geklappt hat, den Kinderwunsch genau in diese Pause zwischen den beiden Arbeiten zu legen, belegt die Einschätzung der eigenen Stärken bei Maggy Kurth: „Organisation, zielorientierte Lösung von Problemen“, steht da in ihrem Steckbrief.
Dass sie aktuell beim Wahlkampf keine große Hilfe ist, haben die Grünen von vornherein gewusst. Als die Anfrage kam, war das geplante Wunschkind Arved bereits unterwegs. Maggy Kurth kompensiert das auf zwei Wegen. Zum einen hat sie sich im Vorfeld sehr stark bei der Erarbeitung des Wahlprogramms und der Erstellung der Wahlkampfmaterialien engagiert und zum anderen ist da noch Arveds Vater und Lebensgefährte Stefan Ruhnke. Der Gesamtschullehrer kandidiert auch auf der Liste der Grünen und ist jetzt bei vielen Aktionen wie dem Aufhängen der Plakate dabei, auch wenn er als Nummer 16 der Liste bei jetzt sieben Grünen-Abgeordneten nur theoretische Chancen auf ein Mandat hat. Ihr Lebensgefährte war der Grund, warum Maggy Kurth vor vier Jahren beim Start des Studiums in Hamburg nach Buxtehude gezogen ist. Er gehörte zu den ersten Lehrern an der damals neuen Integrierten Gesamtschule in Buxtehude. Für den Namen Arved stand der deutsche Polarforscher und Buchautor Arved Fuchs Pate.
Kleinkind und Ratsmandat – geht das? „Ja, ich denke, der Ausgleich in der Kommunalpolitik tut mir gut“, sagt sie, und abends, wenn die Ausschüsse oder der Rat tagen, übernimmt der Papa die Betreuung. „Die meisten reagieren sehr positiv, wenn sie hören, dass ich mich im Rat engagieren will“, erzählt die junge Frau. Sie habe es aber auch schon erlebt, dass andere Mütter eher skeptisch reagiert haben. Das gilt auch für ihr Alter. Viele Frauen in ihrem Bekanntenkreis und an der Uni in Hamburg würden die Familienplanung erst nach einem beruflichen Start sehen. „Ich wollte immer Kinder und das auch schon ziemlich früh“, sagt der Familienmensch Maggy Kurth.
Kandidaten, die auffallen
In der Reihe „Kandidaten, die auffallen“ stellen wir bis zur Kommunalwahl Menschen vor, die im Landkreis Stade kandidieren – und die in irgendeiner Weise herausstechen. Lesen Sie morgen ein Porträt über Laura Dankers aus Fredenbeck.