Die achtjährige Helga Stegmann, heute Bremer, und ihre beiden Geschwister waren gerade in der Schule, als direkt gegenüber das Haus ihrer Familie in Flammen stand. „Wir haben von dem Feuer gar nicht viel mitbekommen. Der Unterricht ging weiter – wo sollten wir auch hin?“, erzählt die 68-Jährige.
Elisabeth Alpers-Janke wohnt noch heute auf dem Hof auf der anderen Straßenseite. Als 1956 das Haus der Familie Stegmann in Flammen stand, war sie fünf Jahre alt. Am Vormittag des 13. Februar ging sie mit ihrem Vater im hohen Schnee spazieren. Auf dem Rückweg kam ihnen ein Mann entgegen und rief: „Dat Huus dat brennt!“ Da nahm der Vater Elisabeth an die Hand und ging schnell mit ihr nach Hause, um die Feuerwehr zu alarmieren.
Das Feuer wurde von verschiedenen Einwohnern bemerkt, war tags darauf im TAGEBLATT zu lesen (zitierte Passagen kursiv). Schnell verbreitete sich die Nachricht vom Brand im Dorf: Gegen 11 Uhr [...] gellte das Feuerhorn. Noch bevor die Spritze der Feuerwehr anrückte, hatten vier Feuerwehrleute mit einem Schlauch, den sie an einen Hydranten angeschlossen hatten, die Brandbekämpfung aufgenommen.
Die Feuerwehren aus Nottensdorf, Horneburg und Hedendorf waren angerückt, um den Brand zu löschen. Doch die Kälte behinderte die Löscharbeiten: Das verspritzte Wasser gefror sofort an Wänden und Geräten. Die Feuerwehrleute konnten kaum ihre Kreuzhacken und Einreißhaken in Händen halten.
Die kleine Elisabeth hat unter Aufsicht ihrer Großmutter das Spektakel vom Fenster aus beobachtet. „Das halbe Dorf war da zum Helfen“, erinnert sich Elisabeth Alpers-Janke. Die Menschen trugen Inventar und Einrichtungsgegenstände aus dem Haus. Auch die sieben Kühe und landwirtschaftlichen Maschinen konnten vor den Flammen gerettet werden. „Unser tolles Schaukelpferd ist leider verbrannt“, erinnert sich Helga Bremer.
Bis 18 Uhr dauerten die Löscharbeiten, während der Nacht wurden Brandwachen gestellt. Der Dachstuhl des Bauerhauses brannte komplett aus, das übriggebliebende Mauerwerk wurde durch das Löschwasser beschädigt. Der Gesamtschaden: 40 000 Mark.
Die sieben Personen des Haushaltes Stegmann kamen vorläufig bei Nachbarn unter. Bei den Nachbarn, von denen im TAGEBLATT damals die Rede war, handelte es sich um die Familie von Elisabeth Alpers-Janke. „Hier waren immer viele Leute im Haus“, erinnert sie sich. 1948 hatte die Familie bereits Flüchtlinge bei sich aufgenommen. Außerdem lebten dauerhaft etwa zehn Arbeiter in ihrem eigenen Trakt mit auf dem Hof. Dass nach dem Brand auch noch die Familie Stegmann mit drei Kindern, Eltern und Großeltern dazu kam, war nicht weiter schlimm – im Gegenteil: „Wir Kinder fanden das unheimlich toll.“
Während er mit seiner Familie im Haus der Nachbarn lebte, baute Vater Wilhelm Stegmann das Haus wieder auf. Schon im Sommer konnten die Stegmanns wieder einziehen.
1970 zog Helga Bremer aus Nottensdorf weg. Mit Elisabeth Alpers-Janke ist sie immer noch gut befreundet. Bis zum vergangenen Jahr bewohnte der Bruder noch das Haus.
Und heute? 60 Jahre nachdem das Haus abbrannte und neu aufgebaut wurde, wird wieder daran gearbeitet. Eine junge Familie aus Nottensdorf zieht ein. Helga Bremer ist froh, dass ihr Elternhaus erhalten bleibt. „Das Leben geht weiter“, sagt sie zufrieden.