„Das müsste einfach schneller gehen“, sagen die Sprecher des Arbeitskreises Asyl bei einem Pressegespräch in Oldendorf.Anlass ist eine Spendenübergabe. Die Old Bags, ältere Rockmusiker aus Oldendorf, haben bei einer Benefizveranstaltung zugunsten des Asylkreises im Schatten der Kirche über 300 Euro eingespielt. Veranstalter und Bürgermeister Johann Schlichtmann stockte auf – und so freut sich der Arbeitskreis über eine Spende von 500 Euro. Zuwendungen dieser Art, an die Flüchtlingshilfe – wie sie jetzt von den Bandgründern Gerhard Gröpl und Karl Zeiss überbracht wurden – gibt es nicht gar so oft.
Das Geld wird Asylbewerber beim Spracherwerb unterstützen. Die Teilnahme an Deutschkursen ist für sie kostenlos. Aber wegen der dezentralen Unterbringung der 335 registrierten Personen in allen Kommunen fallen immer wieder Fahrtkosten zu den Kursen in Himmelpforten und Oldendorf an.
„Sprache ist der Schlüssel zur Integration“, sagen die Sprecher Ingrid Nau, Helmut Wulff und Manuela Mahlke-Göhring. Sie freuen sich, dass mittlerweile mehrere Anbieter wie VHS, Ländliche Erwachsenenbildung und das Unternehmen Quell Bildungskonzepte Kurse mit unterschiedlichen Niveau anbieten und sich dabei auch abstimmen. Zeitweise laufen vier Angebote parallel. Bei der Vermittlung der Flüchtlinge an die Bildungsträger ist vor allem Helmut Wulff aktiv.
„Wir befinden uns in einer zweiten Phase der Eingliederung“, berichten die Sprecher, die mit fast 100 Personen in der Flüchtlingsbetreuung per Mail-Kontakt vernetzt sind, darunter etliche, die ganz konkret für Häuser zuständig sind und persönliche Betreuung und Begleitung leisten. Erst ging es um die Begrüßung, den Präsentkorb, die Willkommenskultur in der Umgebung. Jetzt sind es vor allem Wohnfragen, Schulkontakte, Arztbesuche, Schwangerschaften und gelegentlicher Lagerkoller in Quartieren, die Herausforderungen für die Betreuer darstellen.
„Natürlich gibt es auch immer wieder mal Unruhestifter“, sagt Ingrid Nau, die im „Männerhaus“ am Wiesengrund in Himmelpforten ein und aus geht und sich dort ebenso Respekt wie auch Vertrauen verschafft hat. Aber das eigentliche Problem seien oft unzumutbare und menschenunwürdige Unterbringungen. Viel zu eng sei es in vielen Häusern, die die Samtgemeinde angemietet hat. Da hätten Familien nur ein Zimmer, das mit Betten vollgestellt sei und teilten sich ein Bad und eine Küche mit weiteren Personen. Und das über viele Monate. Verschiedene Religionen und Kulturen prallten aufeinander, Pubertierende fänden keinen Rückzugsraum. „Da ist es kein Wunder, wenn es zum Lagerkoller kommt,“ hat Helmut Wulff Verständnis.
Dort zu vermitteln ist Aufgabe des Asylkreises. Aber Manuela Mahlke-Göhring und Ingrid Nau wünschen sich mehr Mitspracherecht schon bei der Zuweisung von Wohnraum. Die Aufgabe obliegt der Verwaltung der Samtgemeinde. Aber die Zusammenarbeit gestaltet sich schwierig. Dort herrsche ein anderes Verständnis. „Kleinere selbstständige Wohneinheiten, wo Familien die Türen hinter sich zumachen können, würden viele Konflikte wegnehmen“, weiß Manuela Mahlke-Göhring. Flüchtlinge, die in entlegenen Orten leben, äußern den Wunsch, umgesiedelt zu werden. „Wir verstehen das, gerade wenn die Anbindung so schlecht ist“, sagt Nau. Trotzdem sei der Ansatz der dezentralen Unterbringung der richtige. „Bloß keine Ghettos“, sagt die Himmelpfortenerin.
Dank der guten Vernetzung können immer recht schnell Möbel, Kindersitze oder Ranzen beschafft werden, wenn sie gebraucht werden. Ein Problem sind fehlende Dolmetscher. Die werden vor allem bei Arztbesuchen benötigt.
Johann Schlichtmann hat Asylbewerber erfolgreich in das Projekt „Zweifach helfen“ vermittelt, das für 20-stündige Wochenarbeit nicht viel Geld, aber Struktur und Anerkennung bietet. Er würde sich dort mehr Teilnehmer aus der Region wünschen.
Helfer gesucht
Der Arbeitskreis Asyl ist ein offener, gut organisierter Zusammenschluss von Ehrenamtlichen, die sich in der Flüchtlingsbetreuung engagieren. Es gibt regelmäßige Besprechungen. Weitere Helfer sind sehr willkommen. Alle Kontaktdaten stehen auf der Homepage der Samtgemeinde.
www.oldendorf-himmelpforten.de